„Krone“-Kommentar

Stolpersteine beim Energie-Boykott

Wirtschaft
19.05.2022 06:00

Es ist jetzt schon einige Wochen her, als in Brüssel groß der Boykott von russischen Öllieferungen hinausposaunt wurde. Doch danach passierte das, was in der zu oft an Einstimmigkeiten gebundenen EU meistens geschieht: Mehrere Staaten wollen immer Ausnahmen, mindestens einer droht mit Veto.

Manche sagen, das sei nicht so schlimm, weil der Boykott ohnedies erst in einigen Monaten in Kraft tritt. Aber klüger wäre wohl gewesen, man hätte mit Orban & Co. im Vorfeld über ökonomisch notwendige Ausnahmen verhandelt. So bleibt wieder einmal der Eindruck, dass die EU nichts weiterbringt und ein verhaltensauffälliger Regierungschef Europa auf der Nase herumtanzt.

Ähnliches droht auch beim Gas. Bis 2027 will man auf russische Lieferungen zur Gänze verzichten, heißt es. Dazu gibt es keinen rechtlich bindenden Beschluss und schon gar keinen Plan, wie besonders abhängige Länder wie Österreich das schaffen sollen. Damit kein Missverständnis aufkommt: Es wäre toll, wenn Europa der Ausstieg gelingen sollte.

Doch es gilt das Gleiche wie beim Öl. Man braucht ein realistisches Szenario, wo genug Gas herkommen soll. Welche neuen Leitungen und LNG-Terminals an Häfen können rasch gebaut werden? Wie teilt man diese Kapazitäten auf die Mitgliedsstaaten auf? Kann man neue Speicher errichten? Diese Fragen sollte man vielleicht zufriedenstellend beantworten, bevor wieder mit Jahreszahlen herumgeworfen wird.

Manfred Schumi
Manfred Schumi
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