Das Schloss Schönbrunn sei komplett verramscht, sagen Kritiker. Es geht um Wiens Welterbe und um zwei Kaiserkutschen.
Sisi-Wein, Schloss Frizzante, Taschentücher und Magnete, auf denen Wiens wichtigste Attraktion (neben Stephansdom und Riesenrad) vermarktet wird. „Wir sind auf der untersten Ebene der Verramschung unseres historischen Erbes angelangt“, urteilt „Krone“-Historikerin Martina Winkelhofer.
Ein Insider, der anonym bleiben will (Name der Redaktion bekannt), legt nach. Er spricht von „verschwundenen Kutschen und Sätteln, Freunderlwirtschaft in der Gastronomie, eigenartigen Clubbings in den Prunkräumen und Wanderausstellungen mit imperialen Raritäten, die einem Zirkus gleichen würden.“ Kurz: „Geht das so weiter, leidet die Marke Schönbrunn immer mehr“, so das Urteil des Kultur-Managers. Er fordert einen Wechsel in der Chefetage der Betreibergesellschaft SKB.
Der Zeitpunkt kommt nicht von ungefähr
Die Geschäftsführung der Schönbrunn-Gesellschaft, zu der auch die Silberkammer in der Hofburg, das Hofimmobiliendepot, das Sisi-Museum und zwei Marchfeld-Schlösser gehören, ist neu ausgeschrieben worden. Derzeit leitet der Gastrounternehmer Klaus Panholzer die Geschicke des SKB. Bestellt wurde er noch von Ex-Vizekanzler Reinhold Mitterlehner. Darf er weitermachen? Kritiker behaupten, die Stellenbeschreibung sei auf Panholzers Person zugeschnitten.
Das zuständige Wirtschaftsministerium weist das zurück. „Die veröffentlichte Ausschreibung umfasst alle Voraussetzungen, die für die Ausübung dieser Funktion erforderlich sind“, heißt es. Von allenfalls verschwundenen Gegenständen sei nichts bekannt. Die Sättel und Kutschen sollen sich in der Wagenburg befinden.
Die Gesellschaft soll weiter in der Lage sein, ihre Mittel selbst zu erwirtschaften und mit neuen Initiativen Menschen für die Welt der Habsburger begeistern.
Wirtschaftsministerium über die Aufgaben der Betreibergesellschaft SKB
„Aufträge in Gastronomie völlig transparent.“
Eigenartig nur: Die Wagenburg gehört zum Kunsthistorischen Museum und hat mit Schönbrunn nichts zu tun. „Die Inventarlisten werden von der SKB jährlich kontrolliert“, erklärt das Ministerium. Nur: Öffentlich einsehbar ist das offensichtlich nirgends. Zum Vorwurf der Freunderlwirtschaft sagt das Wirtschaftsministerium: „Aufträge in der Gastronomie wurden völlig transparent ausgeschrieben.“
Ökonomisch ging es bergab. Das Schloss lebt von Touristen. Die blieben in der Pandemie aus. Es wird ein gutes Management brauchen, um so rasch wie möglich wieder Vorkrisen-Niveau zu erreichen.
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