Der Gewerkschaftspräsident zu Gast im „Club 3“: gewohnt kämpferisch und launig, aber auch emotional, wenn es um die fehlende Einbeziehung in Entscheidungen der Regierungen geht.
Im weißen Hemd statt dem üblichen lila Polo-T-Shirt - so erschien Gewerkschaftspräsident Wolfgang Katzian im „Club 3“. Seine Sprache jedoch war locker und unverblümt wie eh und je. Katzian ist keiner, der sich ein Blatt vor den Mund nimmt, er scheut weder Schmäh noch Dialekt oder Sätze wie „Veroaschen kann ich mich selber“.
Teuerung: Katzian sieht Gesprächswillen bei Koalition
Derzeit wohl eines der wichtigsten innenpolitischen Themen ist der Kampf gegen die Teuerung. In diesem Bereich gibt es viele Vorschläge der Gewerkschaft, es gab Gipfeltreffen mit der Regierung, mit Expertinnen und Experten sowie eine Preiskommission. Katzian attestiert der Koalition einen guten Gesprächswillen, es sei ja auch etwas gemacht worden, aber eben zu wenig, so der oberste Gewerkschafter. Eine Gesprächsbasis habe es auch mit Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) gegeben, aber nach dem Wechsel an der Regierungsspitze sei die Politik besonders offen und besonders freundlich, „manchmal kommen da schon die Herzerln“. Aber am Ende zähle dann nur das Ergebnis, so Katzian.
Dem Beispiel anderer Länder folgend, fordert Katzian eine Sonderabgabe für Energieversorger. Bei der Frage nach einem möglichen Gasembargo liegt der Gewerkschaftspräsident ganz auf Regierungslinie: Die hielte er für einen „Wahnsinn“, denn die Maßnahme würde Österreich mehr treffen als Russland.
Rot-Weiß-Rot-Card neu: Gewerkschaft fühlt sich übergangen
Besonders emotional wurde Katzian beim Thema Rot-Weiß-Rot-Karte. Arbeitsminister Martin Kocher hatte vor wenigen Tagen eine entsprechende Reform, die eine Reihe von Erleichterungen für ausländische Fachkräfte aus Staaten außerhalb der EU bringt, präsentiert. Die Gewerkschaft wurde nicht gefragt, und das wurmt Katzian ganz besonders. Er werde das dem Minister bei einem Vier-Augen-Termin noch deutlicher sagen, als er das jetzt tue, meinte der SPÖ-Politiker. Die inhaltliche Reaktion werde man dann in der Begutachtung sehen.
Nicht sehr gern spricht Wolfgang Katzian über die SPÖ und deren inhaltliche sowie personelle Streitereien. Im „Club 3“ bezog er aber auch zu diesem Thema Stellung und gab ein absolut klares Bekenntnis zu Parteichefin Pamela Rendi-Wagner ab. Schließlich ist am Sonntag ja der 1. Mai.
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