Raketen auf Wohnhaus

Mehrere Tote: Russland nimmt Odessa ins Visier

Ausland
23.04.2022 22:04

Lange war die Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer von den russischen Bomben und Raketen verschont geblieben, doch nun schlagen auch dort Raketen und Bomben ein - davon eine große Anzahl in Wohnhäuser, auch wenn Moskau behauptet, es würde sich um „militärische Ziele“ handeln. Am Samstag forderte ein Angriff mehrere Tote, darunter ein drei Monate altes Kind. Dutzende wurden verletzt, die Helfer suchten stundenlang in den Trümmern nach Überlebenden.

Die staatliche Nachrichtenagentur Ukrinform meldete am Samstagabend sechs Tote, Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach später von acht Todesopfern, „darunter ein Kind“. Dabei soll es sich um ein drei Monate altes Mädchen handeln. Den Tod eines Säuglings teilte auch der Leiter der ukrainischen Präsidialverwaltung, Andrij Jermak, im Onlinedienst Telegram mit. 18 bis 20 Menschen seien verletzt worden. „Zwei Personen wurden aus den Trümmern gerettet. Insgesamt wurden 86 Personen evakuiert. 96 Rettungskräfte des staatlichen ukrainischen Rettungsdienstes und 18 Ausrüstungseinheiten sind vor Ort im Einsatz“, wurde weiter berichtet.

Raketen trafen zwei Wohngebäude
Vor der Pressekonferenz Selenskyjs hatte die ukrainische Luftwaffe im Onlinenetzwerk Facebook berichtet, die russische Armee habe Raketen des Typs TU-95 vom Kaspischen Meer aus auf Odessa abgefeuert. Zwei Raketen hätten eine „militärische Einrichtung“, zwei andere Wohngebäude getroffen. Zwei weitere Raketen konnten demnach von der ukrainischen Flugabwehr abgefangen werden.

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter, einziges Ziel der Raketenangriffe auf Odessa sei „der Terror“. Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte seinerseits, die russischen Streitkräfte hätten mit „Hochpräzisionsraketen“ ein Waffendepot der ukrainischen Armee nahe Odessa zerstört. Dort sei ein „bedeutsames“ Arsenal von aus den USA und europäischen Staaten gelieferten Waffen gelagert gewesen.

Russland spricht von „Waffenlieferungen“ als Ziel
Russland bestätigte am Samstagabend Raketenangriffe auf Ziele in Odessa. Dabei sei am Samstag ein Logistikterminal auf einem Militärflugplatz getroffen worden, in dem eine „große Lieferung“ Waffen aus den USA und aus europäischen Staaten gelagert habe, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, der Agentur Interfax zufolge in Moskau.

Die russischen Streitkräfte hätten zudem bei Angriffen in der Ukraine unter anderem Depots mit Raketen- und Artilleriewaffen, Munition und Treibstoff sowie bis zu 200 Kämpfer getötet, teilte Konaschenkow mit. Die Angaben können zunächst nicht unabhängig geprüft werden.

Aufgrund der angespannten Situation ist für die orthodoxe Osternacht auf Sonntag die Ausgangssperre in sechs Gebieten verschärft worden. Zwischen 19 und 5 Uhr Ortszeit (18 bis 4 Uhr MESZ) ist ein Ausgang in den Gebieten Donezk, Luhansk, Mykolajiw, Saporischschja, Cherson und Charkiw verboten. In den übrigen Gebieten gilt das Verbot von 23 bis 5 Uhr Ortszeit. Zwei zentrale Gottesdienste werden im Fernsehen übertragen.

Selenskyj droht mit Abbruch der Verhandlungen
Präsident Selenskyj brachte am Samstag einmal mehr einen möglichen Abbruch jeglicher Gespräche mit Russland für ein Ende des Krieges ins Spiel. „Wenn unsere Leute in Mariupol vernichtet werden, wenn ein Pseudoreferendum über die Unabhängigkeit in Cherson stattfindet, dann tritt die Ukraine aus allen Verhandlungsprozessen heraus.“ Er sei aber weiter zu Verhandlungen bereit, so Selenskyj. Der Präsident erneuerte auch die prinzipielle Disposition, direkt mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu sprechen.

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