Erst kam Corona, dann kam der Krieg. Und weil die EZB schon in den Jahren vor den großen Krisen das Gelddrucken samt Nullzinspolitik zum Allheilmittel erhoben hatte, um die heillos überschuldeten Staaten im Süden Europas vor dem Bankrott zu bewahren, müssen alle EU-Bürger nun die Inflations-Suppe auslöffeln. Oder das Teuerungs-Joghurt, das im österreichischen Supermarkt 16 Prozent mehr kostet.
Offiziell liegt die Inflation im Euro-Raum seit dieser Woche bei 7,5 Prozent. Ein neues Highlight, im negativen Sinne. Beim Seitenblick auf Litauen (15,6 Prozent), Estland (14,8) oder Tschechien (11,9) zeigt sich, was in der EU bereits möglich ist, wenn nach der Explosion der Energiekosten bald auch die Militärbudgets in ungeahnte, vor allem ungeplante Höhen schießen.
Ein wichtiger Inflationstreiber erhält für meinen Geschmack noch zu wenig Beachtung: Getreide. Die Ukraine gilt als Kornkammer, sie produziert de facto Weizen für die Welt, ist gemeinsam mit Russland für ein Viertel der weltweiten Exporte verantwortlich. Experten warnen bereits, dass Krieg in der Ukraine Hunger für 1,4 Milliarden Afrikaner bringt, aber auch in Syrien und Afghanistan stehen Menschen stundenlang Schlange für Mehl.
Wenn das tägliche Brot und Pasta zum knappen Gut werden, drohen soziale Unruhen. Wenn Konflikte ausbrechen, setzt eine Fluchtbewegung ein, die Europa noch nie gesehen hat. Dann war die Flüchtlingskrise 2015, im Vergleich dazu, nur ein Klacks.
Christian Baha, Kronen Zeitung (Gastkommentar)
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