Experten warnen

Hohe Mehrkosten: Wiens „Gfrett“ mit den Hallen

Politik & Wirtschaft
09.04.2022 06:00

Experten schlagen Alarm: Wien drohe beim Bau der Mehrzweckhalle in Neu Marx ein finanzielles Fiasko. Die Stadt riskiere, die Kontrollfunktion aus der Hand zu geben.

Über 60 Jahre hat die Wiener Stadthalle mittlerweile auf dem Buckel, daher will die Stadt eine neue, moderne Mehrzweckhalle im 3. Bezirk bauen. Ob diese ein ähnliches Erfolgsprojekt wie jene im 15. Bezirk wird, wird von vielen Seiten bezweifelt.

Schon Ende vergangenen Jahres kritisierte der Stadtrechnungshof nämlich die mangelnde Koordination und die damit verbundene potenzielle Kostensteigerung. Damit es für die Stadt günstiger wird, sucht man derzeit nach einem privaten Partner, der die Finanzierung, den zukünftigen Betrieb, die Planung und den Bau „stemme“. Der Zeitplan für ein Projekt dieser Größenordnung ist straff: Fertigstellung der Halle 2026, Eröffnung ein Jahr später, wieder ein Jahr später soll der Vollbetrieb sein.

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Wenn wir uns jetzt mehr anstrengen, dann werden wir in 40 Jahren das Gebäude hoffentlich sanieren und nicht abreißen wollen.

Peter Bauer, Stellvertretender Vorsitzender Ingenieurkonsulenten

Doch genau das wird in der Branche äußerst kritisch gesehen. Von den Experten der „Kammer der Ziviltechniker“, also die Berufsvertretung von Architekten und Ingenieurkonsulenten, hagelt es Kritik. Architekt und Universitätsprofessor Heinz Priebernig: „Mit dieser Vorgehensweise geht der öffentliche Auftraggeber ein großes Wagnis ein. Die Stadt schließt Verträge ab, bevor die Planung wirklich abgeschlossen ist. Davor können wir nur warnen.“ So hätten Untersuchungen gezeigt, dass bei der Kooperation mit einem großen Generalunternehmer die Kosten um 15 Prozent über jenen des klassischen Verfahrens mit Einzelvergaben liegen würden.

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Wenn Wien diesen Weg einschlägt, dann zeigt die Statistik, dass der Preis um 15 Prozent steigt – das sind umgerechnet zwei große Schulen.

Architektin Hemma Fasch

Um die Mehrkosten gäbe es auch zwei Schulen
Was das bedeutet, rechnet Hemma Fasch, Architektin und Universitätsprofessorin an der TU Wien, vor: „Umgelegt auf die 250 Millionen Euro Kosten könnte man von den zu erwartenden Mehrkosten vermutlich zwei große Schulen bauen.“ Viele Experten gehen mittlerweile ohnehin von 750 Millionen und aufwärts aus und empfehlen, jetzt lieber etwas mehr Zeit in die Planung zu stecken, als am Ende eine unangenehm hohe Rechnung auf Steuerkosten präsentiert zu bekommen. Architekt Priebernig: „Ich muss am Ende der Planung ganz genau wissen, was mein Projekt kostet, und nicht zuerst einen Vertrag abschließen und dann versuchen gegenzusteuern.“

Entscheidung Ende des Jahres erwartet
Diese Kritik will man bei der Wien Holding, die die Planung für die Stadt Wien abwickelt, nicht gelten lassen. „Wir sind dankbar für die Anregungen, die Ängste sind aber unbegründet. Die Grundlage für die Partnersuche istdas Siegerprojekt aus dem Architekturwettbewerb, und deren Planer sind auch bei der Suche nach einem Partner eingebunden“, so ein Holding-Sprecher. Derzeit prüfe man genauestens die eingelangten Interessenbekundungen internationaler Anbieter. Ein Ergebnis werde Ende des Jahres vorliegen.

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