433 Tiere untersucht

Hirsche in Österreich bisher von Corona verschont

Wissenschaft
01.04.2022 10:29

In Nordamerika hat sich der Covid-Erreger SARS-CoV-2 vom Menschen auf Weißwedelhirsche übertragen. Ein deutsch-österreichisches Forscherteam zeigte nun, dass dies hierzulande und in Deutschland offensichtlich nicht der Fall ist. Alle in diesen beiden Ländern getesteten Rehe sowie Rot- und Damhirsche reagierten negativ auf SARS-CoV-2-Antikörper, berichten die Wissenschaftler.

Die Übertragung des Coronavirus von Menschen auf Hirsche in den USA und Kanada wird als besorgniserregend eingestuft. Schließlich hat sich gezeigt, dass in der Gesamtpopulation der Weißwedelhirsche in Nordamerika die Infektion mit den vom Menschen stammenden Varianten von SARS-CoV-2 weit verbreitet ist und es erste Hinweise darauf gibt, dass das Virus von den Tieren auf den Menschen übertragen werden kann. Die Hirsche gelten damit Reservoir für das Virus, in dem sich auch neue Varianten entwickeln könnten.

In Nordamerika hat sich der Covid-Erreger SARS-CoV-2 vom Menschen auf Weißwedelhirsche übertragen. (Bild: kameraOne (Screenshot))
In Nordamerika hat sich der Covid-Erreger SARS-CoV-2 vom Menschen auf Weißwedelhirsche übertragen.

Seren von 433 Rehen und Hirschen analysiert
Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW), des Forschungsinstituts für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien und anderer Einrichtungen haben nun Seren von 433 Rehen, Rot- und Damhirschen auf Corona-Antikörper untersucht. Die Proben wurden vor und während der Pandemie gesammelt. Keine der Hirscharten aus Deutschland oder Österreich war positiv.

Das Team analysierte auch Details des zellulären SARS-CoV-2-Rezeptors (ACE2-Gen) bei Hirschen. Mit Ausnahme einer Veränderung, die möglicherweise Rothirsche etwas resistenter gegen eine Infektion macht, zeigten sich dabei keine Abweichungen im Rezeptor, die den drastischen Unterschied in den Ergebnissen zwischen mitteleuropäischen und nordamerikanischen Hirschen erklären könnten.

Als eine mögliche Erklärung für die Unterschiede nennen die Forscher die Verteilung und Bewirtschaftung der Hirscharten in den beiden Regionen. In Nordamerika seien Hirsche häufig in Stadtrandgebieten und Städten anzutreffen, wo sie potenziell häufig mit Menschen und deren Abfällen in Kontakt kommen. Zudem erfolge die Bewirtschaftung der Tiere hauptsächlich durch Behörden der US-amerikanischen bzw. kanadischen Bundesregierung.

In Deutschland und Österreich seien dagegen die verschiedenen Hirscharten im Allgemeinen nicht am Stadtrand oder in städtischen Gebieten anzutreffen. Zudem würden aufgrund des vorherrschenden Reviersystems die Tiere in einem bestimmten Gebiet lokal bewirtschaftet. Dies könnte den Kontakt zwischen Mensch und Wild verhindern und auch die Ausbreitung von Krankheitserregern innerhalb und zwischen den Populationen behindern.

Kontakt zwischen Menschen und Wildtiere verhindern
Für Alex Greenwood vom Leibniz-IZW sollten jedenfalls „alle Anstrengungen unternommen werden, um den Kontakt zwischen Mensch und Wildtier in Mitteleuropa zu verhindern, damit sich Hirsche nicht als SARS-CoV-2-Reservoir etablieren“, wird er in einer Aussendung zitiert.

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