„Spüren Klimakrise“

Viel zu wenig Niederschlag im März quält Pflanzen

Österreich
23.03.2022 08:02

Die Flora sitzt in den Startlöchern, das dauerhaft kalte Wetter ist vorbei. Doch damit der Wachstumsmotor wieder gestartet werden kann, fehlt Entscheidendes: Wasser. Seit Wochen hat es in Österreich so gut wie nicht geregnet oder geschneit. „Dabei benötigen Pflanzen, die jetzt ausgesetzt werden, viel Feuchtigkeit“, erläuterte ZAMG-Klimatologe Klaus Haslinger. Im Klimaschutzministerium kennt man auch die Ursache: „Wir spüren die Klimakrise bereits heute.“

Der März stellt sich in Sachen Niederschlag dramatisch dar, wie aus den Aufzeichnungen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) hervorgeht: In drei Landeshauptstädten - Graz, Klagenfurt und Innsbruck - hat es in diesem Monat noch gar nicht geregnet. Dasselbe gilt für die Osttiroler Bezirkshauptstadt Lienz. Dabei fielen in Graz in den Jahren 1981 bis 2010 durchschnittlich 22 Millimeter Niederschlag pro März, in Klagenfurt waren es 25 und in Innsbruck gar 34 Millimeter. Auch in Lienz sind es normalerweise 23 Millimeter in einem durchschnittlichen März.

Mit Ausnahme Salzburgs sind auch alle anderen Landeshauptstädte in diesem März im einstelligen Millimeter-Bereich - und meistens im unteren. Salzburg brachte es auf zwölf Millimeter Niederschlag, das ist allerdings auch gerade einmal ein Fünftel der normalen Menge.

„Seit Wochen fällt kaum Regen“, stellte man auch seitens des Klimatschutzministeriums via Twitter fest. „Wir spüren die #Klimakrise bereits heute“, heißt es dort weiter. Die Zeit zum Handeln sei jetzt.

Nur inneralpin über dem Durchschnitt
Dass die Situation nicht überall, aber vor allem im Flachland des Nordens, Ostens und Südens einigermaßen dramatisch ist, wird schon bei einem Blick auf die Vormonate klar. Bereits im Jänner war laut ZAMG in weiten Teilen Österreichs - ausgenommen das Salzkammergut, der Flachgau und Teile Kärntens - viel zu wenig Schnee oder Regen gefallen. Der Februar stellte sich inneralpin - Vorarlberg, Tirol, Salzburg, die Obersteiermark und das Salzkammergut in Oberösterreich - zwar als überdurchschnittlich dar, aber in allen anderen Landesteilen war es weiterhin teils deutlich zu trocken. Die letzten in weiten Teilen Österreichs wirklich zu feuchten Monate datieren vom vergangenen Sommer.

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Zwei Wochen müssen die Pflanzen noch aushalten, dann soll es den Langfristprognosen der ZAMG zufolge feuchter werden.

ZAMG-Klimatologe Klaus Haslinger

Pflanzen müssen noch rund 14 Tage warten
Inwiefern sich der fehlende Niederschlag derzeit auf die Landwirtschaft auswirkt, lässt sich Haslinger zufolge nicht über einen Kamm scheren. „Das hängt von der jeweiligen Pflanze ab. Die Wintergerste beispielsweise, die seit dem Herbst im Boden ist, braucht jetzt sicher viel Feuchtigkeit“, erläuterte der Experte. Zwei Wochen müssen die Pflanzen noch aushalten, dann soll es den Langfristprognosen der ZAMG zufolge feuchter werden. Haslinger machte darauf aufmerksam, dass ausgedehnte Trockenperioden nicht nur den Bauern im Flachland zu schaffen machen. Auch die Grünlandwirtschaft in alpinen Regionen ist betroffen. 

Auf den Grundwasserhaushalt hat die gegenwärtige Witterung aber nur bedingt Einfluss. Grundsätzlich reagiert Grundwasser nur sehr langsam auf witterungsbedingte Änderungen. Ein sehr trockenes Frühjahr allein hat normalerweise keine großen Auswirkungen. Anders sei das, „wenn so ein Signal über mehrere Jahre stattfindet“, so der Experte.

Waldbrandgefahr hoch bis sehr hoch
Die Trockenheit bringt auch immer die Entstehungsgefahr von Waldbränden mit sich. Das Risiko ist derzeit hoch bis sehr hoch. Allerdings ist die Ausbreitungsgefahr der Feuer weniger groß, relativierte Mortimer Müller, an der Universität für Bodenkultur im Institut für Waldbau tätig und für die Erstellung der Waldbrand-Datenbank sowie des Waldbrand-Blogs zuständig. „Es ist noch ein bisschen Feuchtigkeit da“, sagte der Experte.

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