Reisende meiden Wien

„Krieg in Europa“ führt zu Buchungsflaute

Politik & Wirtschaft
21.03.2022 06:00

2022 hätte das erste kostendeckende Jahr für Wiens Hotellerie nach zwei Jahren Corona-Pandemie werden sollen. Doch der Ukraine-Krieg macht der Branche einen Strich durch die Rechnung. Reisende meiden den Kontinent.

Nach zwei Jahren Pandemie hoffte Wiens Stadthotellerie erstmals seit 2019 auf eine kostendeckende Saison. Die Prognosen prophezeiten eine 75-prozentige Auslastung im Jahr 2022. Doch Fehlanzeige! Putins Angriffskrieg auf die Ukraine begrub den Optimismus der Branche in nur drei Wochen.

„Durch den Krieg verlieren wir erneut Millionen Gäste. Vor allem langfristig geplante Reisen fallen aus. Mit dramatischen Folgen für die Stadthotellerie, die nach zwei Jahren Corona ohnehin stark gebeutelt ist“, ist Dominic Schmid, Obmann der Fachgruppe Hotellerie in der Wirtschaftskammer Wien, hoch besorgt. „Es ist ein neuerlicher Tiefschlag für die Betriebe“, und er geht davon aus, dass das Jahr rund 25 Prozent weniger Nächtigungen bringt als ursprünglich erwartet.

Die steigenden Spritpreise erhöhen die Flugkosten
„Mit den ersten Kampfhandlungen in der Ukraine kam die Trendwende bei den Buchungen“, bestätigt Gregor Kadanke, Obmann der Reisebüros in der WKO, die düstere Entwicklung, „Der Markt aus Übersee brach wieder völlig ein. Menschen in den USA oder in Japan hören ,Krieg in Europa‘ und meiden deshalb den Kontinent und auch Österreich, das ja nur einige Hundert Kilometer von der Kriegsregion entfernt ist“, so der Geschäftsführer von Mondial. Für einen zusätzlichen Dämpfer sorgen laut dem Fachmann die steigenden Spritpreise, die zu höheren Flugkosten führen.

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Mit den ersten Kampfhandlungen in der Ukraine kam die Trendwende bei den Buchungen. Der Markt aus Übersee brach durch den Terminus „Krieg in Europa" wieder völlig ein.

Dominic Schmid, Obmann der Fachgruppe Hotellerie in der Wirtschaftskammer Wien

Chinesischer Markt fällt weiterhin wegen Covid aus
Neben dem Krieg ist auch Corona immer noch ein Grund dafür, dass potenzielle Touristen nicht nach Österreich kommen. Etwa Chinesen, die die Reisemöglichkeiten für die Bevölkerung wegen rigoros strenger Pandemiebekämpfung nach wie vor stark einschränken. Vor der Pandemie bescherten sie Wien mehr als eine halbe Million Nächtigungen jährlich.

Ebenso deutlich macht sich das Ausbleiben der Touristen aus Russland in den Büchern bemerkbar - rund 200.000 russische Gäste tummelten sich 2019 durch die Einkaufsstraßen der Stadt, nicht wenige von ihnen nächtigten in einem Hotel der Luxus-Kategorie.

Betriebe helfen „beeindruckend“den geflüchteten Menschen
Dafür sieht sich die Branche mit steigenden Anfragen ukrainischer Flüchtlinge konfrontiert, denen etliche Hotels freie Quartiere entweder stark vergünstigt oder kostenlos zur Verfügung stellen. „Trotz der brisanten wirtschaftlichen Lage helfen die Betriebe geflüchteten Menschen. Das ist beeindruckend“, sagt Schmid, der gleichzeitig einen dringenden Appell an die Politik richtet: „Der Tourismus braucht weiterhin Unterstützung. So sind die Verlängerung der Kurzarbeit und des Fixkostenzuschusses ebenso ein Gebot der Stunde wie das Aussetzen der Ortstaxe“, fordert er.

Auch mit einer finanziellen Hilfe bei der Beherbergung von Geflüchteten könne die schwierige Zeit überbrückt werden. Noch hoffen alle darauf, dass die Krisen bald überwunden werden und die Stadt mit ihrer beeindruckenden Geschichte wieder zu dem unbeschwerten und beliebten Reiseziel wird, die sie viele Jahrzehnte über war.

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