Fast 90 Prozent in Stainach-Pürgg stimmten 2019 bei der Volksbefragung für das Leitspital im Bezirk Liezen. Ein Blick in die direkte Nachbarschaft zeigt ein anderes Bild: Dort befürchtet man, die Heimat wird zubetoniert.
Wenn ich im Sommer auf meinem Balkon sitze, schaue ich direkt auf den Grimming“, beschreibt Ludwig Royer seine idyllische Aussicht im ländlichen Niederhofen. Genau in dieser 59 Einwohner zählenden Ortschaft der Gemeinde Stainach-Pürgg soll 2027 ein neues Leitspital für den Bezirk Liezen aus dem Boden ragen, die „Krone“ berichtete.
Nachdem das ursprünglich angedachte Grundstück nicht dazu taugte – Boden- und Wasserverhältnisse waren ungeeignet –, fixierte man den neuen Standort im März 2021. Die drei bestehenden Krankenhäuser Rottenmann, Schladming und Bad Aussee werden aufgelassen. Eine konkrete Umsetzung rückt immer näher: Der im Herbst gestartete Architekturwettbewerb soll im Sommer beendet sein.
Damit könnte es für Ludwig Royers schönen Blick auf das Bergmassiv vorbei sein: „Anstatt des Grimmings sitze ich dann vor einem Betonklotz.“ Wie viel Fläche tatsächlich auf dem 60.000 Quadratmeter großen Grundstück versiegelt wird, wissen die Bewohner noch nicht. Man befürchtet aber, dass der „Klotz direkt vor der Haustür“ – wie sie das Spital schon nennen – Begleiterscheinungen mit sich bringen wird: Etwa große Zufahrtsstraßen oder Bahnhofsausbauten inklusive steigendem Verkehr. „Ob es dann auch mein Grundstück treffen wird, weiß ich nicht“, überlegt der direkte Anrainer Royer. Es zerstöre das ländliche Landschaftsbild, ärgert sich ein anderer Nachbar: „Viele Einheimische verlieren ihre Spazierwege.“ Auch eine andere Niederhoferin möchte, dass das Erholungsgebiet vor der eigenen Haustür erhalten bleibt, und stellt klar: „Wir alle hier sind dagegen!“
Um die Region zu beleben, wird Fläche versiegelt
Bewohner August Fischer heißt es zwar nicht gut, dass schon wieder im Ennstal gebaut wird, dennoch spricht er sich für das Spital aus: „Wir brauchen junge Leute hier!“ Arbeitsplätze schaffen und die Region beleben, das sind die Hauptargumente vieler im zwei Kilometer entfernten Zentrum. 90 Prozent der Stainacher stimmten bei der Volksbefragung 2019 für das Projekt (42 Prozent Beteiligung). „Dadurch kommen moderne Medizin und junge Ärzte in den Bezirk“, erklärt Bürgermeister Roland Raninger und beteuert: „Wir wollen die Verbauung so gering wie möglich halten!“
Ob er sein Wort hält? Fest steht: Der Bau bleibt Streitthema der ganzen Region. Die Gretchenfrage: Muss bei drei vorhandenen Spitälern so viel Fläche zubetoniert werden?
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