Polizei ermittelt

Johnson war bei weiteren Lockdown-Partys dabei

Ausland
02.02.2022 10:26

Auch nach dem verheerenden Untersuchungsbericht zu den Lockdown-Partys im britischen Regierungssitz lehnt Premier Boris Johnson einen Rücktritt weiterhin ab. Johnsons Schicksal liegt nun in den Händen seiner Tory-Partei. Stimmen mindestens 54 der insgesamt 359 Abgeordneten dafür, käme es zu einem Misstrauensvotum. Das gilt aktuell jedoch als unwahrscheinlich - zumindest bis zum Abschluss der Ermittlungen der Polizei, die selbst ein Dutzend Partys in der Downing Street unter die Lupe nimmt. Unterdessen sind weitere Partys während des strengen Corona-Lockdowns im Jahr 2020 bekannt geworden.

Der „Guardian“ berichtete am Mittwoch über eine Abschiedsfeier im Jänner 2021, die von der Polizei geprüft wird und bei der Johnson auch dabei gewesen sein soll. Der „Telegraph“ schrieb unter Berufung auf Insider-Quellen, Johnson habe auch an einer Feier in seiner eigenen Wohnung im November 2020 teilgenommen. Man habe ihn nach oben gehen sehen, wo laut Abba-Songs wie „The Winner Takes It All“ gespielt worden seien, gab die Quelle an. Diese Party war erst durch den Bericht der Spitzenbeamtin Sue Gray bekannt geworden.

16 unerlaubte Zusammenkünfte aufgelistet
16 Zusammenkünfte hat Gray ausgemacht, bei denen Corona-Regeln gebrochen worden sein könnten. Nur in vier davon sieht die Polizei keine Ansätze für strafbare Handlungen - dafür aber in einigen Fällen, in denen Johnson anwesend war. Ein amtierender Premier im Visier der Polizei - das ist historisch. Zur Transparenz trägt Johnson nicht bei, er blockt ab. Hatte er wochenlang mit Verweis auf Grays Ermittlungen jeden Kommentar verweigert, antwortet er nun wie ein Automat: Wartet bitte die Ermittlungen der Polizei ab. Die Unruhe innerhalb der Torys ist groß. „Boris Johnson führt eine moderne Regierung wie einen mittelalterlichen Hof“, schimpfte der einflussreiche Tory Andrew Mitchell am Dienstag im Sender BBC Radio 4. Mit seinem Verhalten zersetze er die Torys „wie Batteriesäure das Gewebe“.

Wegen der Debatte zum „Partygate“-Bericht musste der Premierminister ein Telefonat mit Russlands Präsident Wladimir Putin verschieben. Der Kremlchef sprach dann am Montag länger mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron - ausgerechnet. Die Affäre lähmt die britische Regierung, die Konservative Partei wirkt zerrissen. Bei einem Treffen am Montagabend konnte Johnson offenbar viele Abgeordnete überzeugen, wie verschiedene Medien berichten. Vielen geht die seit Monaten tobende „Partygate“-Affäre auf die Nerven. „Machen wir weiter mit der Arbeit“, forderte stellvertretend der Tory-Abgeordnete Gary Sambrook. Johnson habe Versprechen gemacht, denen er glaube. Doch für den Premier ist das höchstens eine Atempause. Wichtig wird sein Umgang mit dem Ergebnis der Polizeiermittlungen.

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