Automaten und Co.

Neue Studie zeigt: 64.000 Österreicher sind spielsüchtig

Wissenschaft
10.05.2011 15:03
Österreich hat ein Problem mit Glücksspielautomaten: Mit knapp zwei Prozent ist der Anteil der Nutzer der Geräte in Spielhallen oder Casinos zwar gering, die Zahl der Süchtigen aber überdurchschnittlich hoch. Das hat eine jetzt vom Gallup-Institut durchgeführte repräsentative Studie über das heimische Glücksspiel-Verhalten ergeben. Harsche Kritik gab es dabei am erst im Vorjahr novellierten Glücksspielgesetz.

"Jeder Dritte, der in den letzten zwölf Monaten am Automaten war, hat ein Problem oder ist pathologischer Spieler", erklärte Wissenschaftler Jens Kalke am Dienstag bei der Präsentation der Untersuchung in Wien.

64.000 Österreicher auffällig
Insgesamt haben 64.000 Österreicher ein Problem mit der Teilnahme an Casino- oder Automatenspielen, Lotterien bzw. Wetten (0,4 Prozent der Bevölkerung) oder beschäftigen sich damit sogar krankhaft (0,7 Prozent). Auch Onlinespiele sind laut der Erhebung nicht ungefährlich: Fünf Prozent der User haben ein Spielproblem, elf Prozent sind zumindest gefährdet.

Als bedenklich beurteilte Kalke den Umgang mit Sportwetten, die in Österreich - anders als in übrigen europäischen Staaten - als Geschicklichkeitsspiele eingestuft werden. Die Umfrage habe gezeigt, dass jeder siebente Teilnehmer ein problematisches oder pathologisches Verhalten zeige, warnte der Hamburger Wissenschaftler. Der Auftraggeber der Befragung, die ARGE Suchtvorbeugung, forderte daher eine Gesetzesänderung in Richtung einer Klassifizierung als Glücksspiel.

Kritik am heimischen Glückspielgesetz
Auch der Autor der Studie ortete bei der erst im Sommer novellierten Gesetzgebung "Nachbesserungsbedarf": Derzeit könne man am Automaten zehn Euro zahlen und in ein bis zwei Sekunden 10.000 Euro gewinnen. Ein wichtiger Schritt wäre technischer Spielerschutz in Form einer anderen Struktur - sprich einer längeren Spieldauer, Pausen und niedrigeren Limits, die das Gerät zum Unterhaltungsautomaten umfunktionieren würden, erklärte Kalke. Dies würde viele Diskussionspunkte über Suchtverhalten erübrigen. Das 2010 beschlossene Glücksspielgesetz ging genau in die andere Richtung: Die Höchsteinsätze beim sogenannten kleinen Glücksspiel wurden von 0,50 auf zehn Euro, die Höchstgewinn von 20 auf 10.000 Euro angehoben (in Automatensalons).

Die von 2009 bis 2011 durchgeführte repräsentative Befragung ergab zudem, dass 42 Prozent der 14- bis 65-Jährigen in den zurückliegenden zwölf Monaten an irgendeiner Form von Glücksspiel teilnahmen, auch bei den 14- bis 17-Jährigen waren es bereits knapp zehn Prozent. Wien fiel wegen des hohen Automatenspieleranteils von 2,8 Prozent - gegenüber 0,1 bis 1,4 Prozent im Rest Österreichs - auf. Zurückgeführt wird dies unter anderem auf eine doppelt so hohe Gerätedichte.

Spielsucht oft mit Alkoholproblem gekoppelt
Glücksspielsucht wird ebenso wie andere Abhängigkeiten, zum Beispiel von Alkohol oder Drogen, von den Suchtpräventionsfachstellen der Bundesländer finanziert, erklärte Chrisoph Lagemann, Obmann der ARGE Suchtvorbeugung. "Aber die Unterfinanzierung ist katastrophal." Nur 1,9 Prozent der Gesundheitsausgaben würden in die Prävention fließen, pro stationärem Patient bekäme das jeweilige Bundesland 0,5 Cent bis einen Euro. Problematisch sei auch, dass viele Spielschutzeinrichtungen durch die Industrie finanziert würden.

In der Studie werden unter anderem folgende Empfehlungen für eine bessere Glücksspielsuchtprävention genannt:

  • Bessere Schulungen für das Aufsichtspersonal bezüglich Sucht und Erkennen von Problemspielern
  • Namentliche Registrierung der Besucher in allen Spielstätten und ein vernetztes Sperrsystem
  • Schaffung einer Sperrdatei für Sportwetten plus Vernetzung mit den Systemen in Casinos und Spielhallen
  • Entsprechende Jugendschutzgesetzgebung inklusive des Teilnahmeverbots an jeglichem Glücksspiel für Minderjährige und
  • Alterskontrollen in allen Spielstätten
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