Phänomen in Tirol

Der weiße Tod lauert gleich neben der Skipiste

Tirol
25.01.2022 08:00

Ein besonderes Phänomen charakterisiert den bisherigen Winter in Tirol: Der Großteil der Lawinenunglücke passierte nur wenige Meter abseits gesicherter Pisten im freien Skiraum. Nach den regionsweise ergiebigen Schneefällen vom Wochenende warnen die Experten davor, beim aktuellen Prachtwetter ohne alpine Kenntnisse die Skipisten zu verlassen - egal, ob nur einen oder 500 Meter!

„Lediglich“ einen Lawinentoten gibt es bisher im Winter 2021/2022 zu beklagen. Allerdings handelt es sich dabei um einen sehr tragischen Fall, denn im Dezember starb ein 14-jähriger Tiroler am Venet – wenige Meter neben der Skipiste.

Dies war schon das dritte Unglück, bei dem Variantenfahrer in Sichtweite des gesicherten Skiraums von Schneebrettern erfasst wurden. Am 1. Dezember hatten bei zwei Unfällen am Stubaier Gletscher bzw. in der Axamer Lizum die Schutzengel alle Hände voll zu tun. In der Lizum wurde ein deutscher Skifahrer (21) unterhalb des Hoadlhauses 80 Meter mitgerissen und teilverschüttet. Kollegen gruben den Verletzten aus. Und am Stubaier Gletscher lösten ein Brite (17) und ein Australier (19) unter der Station Gamsgarten ein Schneebrett aus. Zeugen konnten die verletzten Verschütteten befreien.

„Kommissionierung endet am Pistenrand“
„Gerade junge Sportler verstehen es oft nicht, dass bereits zwei Meter neben einer gesicherten Skipiste Lawinengefahr lauern kann“, analysiert Tirols Lawinenguru Rudi Mair. „Dort beginnt deren Eigenverantwortung, weil die Kommissionierung am Pistenrand endet.“ Während auf den offiziellen Pisten Schwachschichten bei der Präparierung eliminiert werden, bleiben diese einen Steinwurf entfernt bestehen.

Zu wenig Lawinenkenntnisse
„Viele Variantenfahrer sind bei der Einschätzung der Lawinengefahr überfordert“, weiß Hermann Spiegl, Leiter der Bergrettung Tirol. Auch deshalb haben Lawinenwarndienst und Bergrettung das Arge-Alp-Projekt „Snowkids“ ins Leben gerufen. Es soll Jugendlichen Wissen über Schnee und dessen Gefahren vermitteln.

Die kommenden Traumtage dürften wieder viele ins freie Gelände locken. „Das vorherrschende Triebschneeproblem lässt sich von erfahrenen Wintersportlern gut erkennen“, sagt Rudi Mair. Aber eben genau diese Erfahrung fehle vielen jungen Skiläufern.

Skipisten besser zum freien Skiraum hin absichern - etwa durch Zäune - hält Werner Frießer, Geschäftsführer in der Axamer Lizum, nicht für durchführbar. Das Gefahrenschild mit der weißen Hand sollte an sich reichen.

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