2G-Kontrolle im Handel

„Eigentlich wäre das die Aufgabe der Exekutive“

Vorarlberg
16.01.2022 07:55

Seit dieser Woche wird im Handel konsequent die Einhaltung der 2G-Regel kontrolliert. Die Spartenvertreter sind aus mehreren Gründen nicht glücklich damit. Das Personal muss sich zudem mit aggressiven Kunden und gefälschten Zertifikaten herumschlagen.

Anstatt „Darf ich ihnen helfen?“ hört man seit dieser Woche in den Geschäften meistens zu allererst „Darf ich ihren 2G-Nachweis sehen?“. Die Bundesregierung hat verschärfte Kontrollen angekündigt und die Händler in die Pflicht genommen, konsequent den 2G-Status der Kunden zu überprüfen. „Das bedeutet für viele Geschäftsinhaber einen enormen Aufwand. Vor allem für die Angestellten ist das eine große Bürde. Sie sind zum Teil auch mit Aggressionen konfrontiert. Es gibt eben Leute, die ihren Frust über die Maßnahmen bei den Angestellten auslassen“, zieht der Obmann der Sparte Handel in der Vorarlberger Wirtschaftskammer, Michael Tagwerker, eine erste Bilanz. Er gibt offen zu, dass er mit den Kontrollen keine Freude hat. „Es ist aber das gelindere Mittel im Vergleich zu einem neuerlichen Lockdown, der ja ebenfalls im Raum gestanden ist. Wenn die Maßnahmen helfen, die Pandemie zu beenden, dann sind wir natürlich mit im Boot.“

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Die Kontrollen sind eine deutliche Erschwernis vor allem für kleinere Geschäfte. Meistens müssen eigens Mitarbeiter dazu abgestellt werden.

Burkhard Dünser, Messepark

Dornbirner Messepark will Stempelsystem einrichten
Beim Betreten des größten Einkaufszentrums in Vorarlberg, dem Messepark in Dornbirn, fällt einem noch nichts davon auf, dass verstärkt auf 2G kontrolliert wird. Erst wenn man ein Geschäft betreten will, muss der 2G-Nachweis vorgelegt werden. „Die durchgängigen Kontrollen sind eine deutliche Erschwernis vor allem für kleinere Geschäfte. Meistens müssen eigens Mitarbeiter dazu abgestellt werden - und die fehlen dann bei der Beratung“, berichtet Messepark-Geschäftsführer Burkhard Dünser. Die Kunden würden größtenteils verständnisvoll reagieren. Sollte es dennoch heftigere Auseinandersetzungen geben, stünde das Securitypersonal des Messeparks bereit. „Bislang hat es aber noch keine negativen Vorfälle diesbezüglich gegeben.“ Um den Geschäften die Situation zu erleichtern, werde Mitte nächster Woche ein Stempelsystem eingerichtet. „Bei den Infopoints wird dann der 2G-Nachweis kontrolliert und die Kunden bekommen einen Stempel mit Datum.“ So soll auch Fälschungen vorgebeugt werden. Immer mehr Einkaufszentren setzten darauf.

Wenn Mitarbeiter zu Kontrollorganen werden
Die Wirtschaftskammer hat mit der Regierung vereinbart, dass spätestens an der Kassa kontrolliert werden muss, um Personal freizuschaufeln und die Kunden nicht gleich beim Betreten des Geschäfts zu drangsalieren. „Klar kann man sich da fragen, was das soll. Der Kunde ist vielleicht bereits eine Stunde im Laden und wird erst kurz vor dem Verlassen überprüft. Von den Geschäften, vor allem den kleineren, aber zu verlangen, dass sie beim Eingang kontrollieren, ist personell und finanziell einfach nicht durchführbar“, hält Tagwerker fest. „Eigentlich wäre das ja die Aufgabe der Exekutive. Wenn man uns die Aufgabe zur Kontrolle der Einhaltung von Gesetzen übergibt, dann muss man dafür auch einen gewissen Spielraum gewähren.“

Ein weiteres Problem seien gefälschte Zertifikate. „Es kommen unterschiedlichste Formulare daher. Es ist völlig unzufriedenstellend, dass Mitarbeiter quasi zu Exekutivorganen berufen werden und sogar Fälschungen erkennen sollen.“ Sollte es Strafen gegen Betriebe aufgrund von nicht erkannten gefälschten Zertifikaten geben, werde die Wirtschaftskammer den Betrieb bis hinauf zum Obersten Gerichtshof unterstützen. „Da hätten wir sicher beste Chancen, vor allem in Bezug auf die Zumutbarkeit.“ Generell stehe man aber in sehr gutem Einvernehmen mit Behörden und Exekutive.

Alles, nur kein weiterer harter Lockdown
Einig sind sich die Handelsvertreter, dass es keinen weiteren Lockdown geben darf. „Gerade für kleinere Fachgeschäfte ist die Situation dramatisch“, berichtet Tagwerker. „Die staatlichen Finanzhilfen sind nicht ausreichend. Es braucht dringend höhere direkte Unterstützungen. Der Lockdown für Ungeimpfte und die Kontrollen kosten jeden Tag Geld und Ressourcen.“ Die Omikron-Welle gibt zumindest ein bisschen Hoffnung, dass danach womöglich wieder etwas mehr Normalität einkehrt. PV

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