Stell dir vor, es ist Angelobung, und keiner schaut hin. Ein bisschen fühlte es sich am Montag so an, obwohl sich der Bundespräsident und sein Kabinettschef große Mühe gaben und der Tisch, an dem alle neuen Regierungsmitglieder Platz nahmen und an dem einst der österreichische Staatsvertrag unterzeichnet wurde, wirklich wunderschön anzusehen ist.
Es war der sechste Kanzlerwechsel in vier Jahren, die zweite Angelobung in nur acht Wochen. Wenn ein Land Regierungen wechselt wie die Hemden, dann nützt sich dieser feierliche Akt ab, verliert an Würde, wird so sehr strapaziert, dass die Leute schon witzeln. Sie nennen die berühmte rote Tapetentür, durch die der Präsident in das frühere Schlafzimmer von Kaiserin Maria Theresia tritt, „Drehtür“. Sie sagen „Ich war nur schnell Händewaschen, ist Nehammer noch Kanzler?“ und ringen sich ein paar verzweifelte Lacher ab.
Der Bundespräsident hat diese Art von Humor in seiner Ansprache am letzten Freitag gutgeheißen. Der ÖVP richtete er aus, dass es bei der Regierungsumbildung um die Besetzung der höchsten Staatsämter gehe und nicht um Parteilogiken. Es war eine diplomatische Watschen. Dieser folgte am Montag der klare Auftrag, sich „unverzüglich, entschlossen und gemeinsam“ der Bekämpfung der Pandemie zu widmen und keine falschen Erwartungen mehr zu wecken.
Bitte also kein Licht mehr am Ende des Tunnels. Lieber zugeben, dass Prognosen in dieser historischen Krise schlicht unmöglich sind.
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