Vollgas-Conny-Comeback

Hütter: „Ich riskiere nicht mehr Kopf und Kragen“

Wintersport
05.12.2021 07:19

Am 1. Dezember 2017 hatte Cornelia Hütter in Lake Louise 331 Tage nach einem Kreuzbandriss sensationell gleich ihr erstes Rennen nach langer Verletzungspause gewonnen. Fast drei Jahre nach einer unheilvollen Serie zahlreicher weiterer Verletzungen, rennloser Saisonen und Monaten auf Krücken fuhr die mittlerweile 29-jährige Steirerin am Samstag in Kanada als Vierte beinahe erneut auf das Podest. Nur 18 Hundertstel fehlten, Hütter strahlte dennoch über das ganze Gesicht.

„Hier in Kanada ist es immer cool. Beim ersten Mal war ich zwar maßlos überfordert, ich hab‘s aber trotzdem gleich mögen“, sagte Hütter nach ihrem nächsten Ski-Comeback in Lake Louise. Die ehemalige Rallye-Fahrerin hatte einst als „Vollgas-Conny“ Bekanntheit erreicht und früh als Riesen-Abfahrtshoffnung gegolten. Dann aber machten Serienverletzungen dem Karriereplan einen dicken Strich durch die Rechnung.

Denn nach einer mit 22 Jahren knapp verpassten WM-Medaille 2015 und dem Weltcup-Debütsieg im März 2016 erfolgte bald der erste große Dämpfer. Im Jänner 2017 verletzte sich Hütter in Saalbach beim WM-Vorbereitungstraining auf St. Moritz das rechte Knie schwer. Elf Monate später gelang ihr in Kanada zwar das Traum-Comeback, doch der nächste Rückschlag ließ nicht lange auf sich warten. Das Weltcup-Finale im März 2018 verpasste sie nach einem Trainingssturz auf der Reiteralm, bei dem sie eine Lungenprellung und eine Läsion der Milz erlitt.

Im Dezember 2018 musste die Steirerin wegen einer schon in Lake Louise erlittenen Knorpelfraktur der rechten Oberschenkelrolle erneut mehrere Wochen pausieren und kehrte nach der Absage von St. Anton im Jänner 2019 erst in Cortina d‘Ampezzo auf die Rennpiste zurück. Gleich danach zog sich die Freundin des ÖSV-Abfahrers Christian Walder bei einem Sturz in Garmisch-Partenkirchen aber einen Innenbandeinriss im rechten Knie und einen Muskelfasserriss in der linken Wade zu und verpasste damit auch die WM in Schweden.

Seit Ende Februar auf Ski
Trotz ihrer gleich zwei Verletzungspausen in einer Saison kehrte Hütter noch Ende Februar auf Ski zurück. Das geplante Comeback fiel aber zunächst der Absage der Speedrennen in Sotschi zum Opfer. Und beim März-Finale in Soldeu (Andorra) erwischte es die Rennläuferin aus Kumberg bei Graz zum dritten Mal in nur einem Winter mit einem Kreuzbandriss sowie einer Innenband- und Meniskusverletzung im linken Knie schwer.

Dass sie voll fit sei, könne sie schon länger nicht von sich behaupten, hatte Hütter damals nach der wahren Horror-Saison 2018/19 eingestanden. Deshalb verlief ab da das Comeback schaumgebremst. Obwohl sie im Folgewinter kein einziges Rennen bestritt, zog sich Hütter im März 2020 beim Training auf der Reiteralm erneut einen Kreuzbandriss im linken Knie zu. „Es war, wie wenn ein Meteorit auf dich fällt“, erzählte sie später der APA beim Vorbereitungs-Camp auf die nächste Saison.

Vergangenen Winter bestritt Hütter deshalb nicht wegen Corona sondern aus taktischen Gründen nur zwei Weltcuprennen, ehe sie nun in Kanada endlich fix zurückkehrte. „Nach fast drei Jahren hier wieder zu starten, ist grandios. Den vierten Platz nehme ich mit aller Dankbarkeit“, war Hütter überwältigt.

Einiges hat sich bei Hütter durch die vielen Verletzungen, Pausen und Comebacks verändert. „Da ist sicher einiges nicht optimal gelaufen. Aber ich riskiere jetzt nicht mehr Kopf und Kragen. Skifahren macht wieder Spaß“, gestand sie Ö3 in Lake Louise. „Ich habe so viele negative Momente mit dem Sport erlebt, aber jetzt ist alles wieder hundertprozentig positiv.“

Sie habe sich nach den vielen Verletzungen geschworen: „Jetzt machst du es gescheit, oder du lasst es.“ Sie habe aber auch mitgeschworen, sich nicht mehr stressen zu lassen. „Da bin ich wirklich gereift. Es ist einfach nur Skifahren und es gibt wirklich wichtigere Sachen im Leben. Ohne Stress geht‘s offenbar wirklich besser.“

Auch Scheyer stark
Neben Hütter gelang mit Christine Scheyer als Fünfter in Kanada einer ebenfalls verletzt gewesenen, ehemaligen Siegläuferin ein sehr gutes Ergebnis. Dazu kam das unerwartet frühe Comeback von Nicole Schmidhofer. „Wir haben schon einige Kaliber in den letzten Jahren vorgeben müssen“, erinnerte Damenchef Christian Mitter. „Jetzt sieht man wieder die wahre Stärke der Mannschaft. Auch Scheyer und Hütter sind ganz schnelle Kaliber, die in den letzten Jahren durch Verletzungen rausgerissen worden sind und jetzt wieder da sind.“

Sie treffen freilich derzeit auf eine überragende Sofia Goggia (Italien) und eine Breezy Johnson (USA), die sich von der Dauer-Dritten zur Permanent-Zweiten gemausert hat. „Goggia fährt auf einem sehr guten Niveau und schlägt sich fast nur selbst. Die ist wirklich stark“, gestand Mitter. „Wir haben uns gegenüber Freitag aber eh gesteigert. Wenn es in diesen Schritten weiter geht, sind wir bald dran an ihr.“

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(Bild: KMM)



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