Jetzt haben die Bundesländer in der ÖVP wieder die Macht zurückerobert: In beinahe ununterbrochenen Telefonkonferenzen einigten sie sich auf Karl Nehammer als neuen Parteiobmann und Bundeskanzler. Und redeten ein mehr als gewichtiges Wörtchen bei dessen Team mit. So folgt nun ein Niederösterreicher dem von der niederösterreichischen ÖVP zum Kanzler gepushten Karl Nehammer ins Innenressort, ein Vorarlberger, der bisherige Staatssekretär im Klimaschutzministerium, wird neuer Finanzminister statt Gernot Blümel und ein Steirer folgt Bildungsminister Heiz Faßmann, der überraschend aus der Regierung ausscheidet, während - ebenfalls eher überraschend - die türkisen Ministerinnen Schramböck, Köstinger und Raab in ihren Ämtern bleiben. Achja: Und eine Oberösterreicherin wird neue Jugend-Staatssekretärin. Gut austariert heißt das dann. Die alte, schwarze ÖVP ist zurück!
Erwartungen. Nein, nicht einmal in der Wolle gefärbte Schwarze, schon gar nicht überzeugte Türkise wollen einem weismachen, dass die Volkspartei mit Karl Nehammer durchstarten werde. Spitzt man die Ohren, dann könnte man zumindest eine gewisse Erleichterung heraushören - Erleichterung darüber, dass jetzt wenigstens die wichtigsten Personalien geklärt sind. Und dass nach dem Rückzug von Kurz und Blümel kein Ungemach mehr durch eventuelle weitere Chat-Veröffentlichungen, mögliche weitere Vorwürfe oder gar gerichtliche Erhebungen drohen sollte. Karl Nehammer - kein Strahlemann, kein Wunderwuzzi, kein Überflieger. Aber, wie Freund und Feind zugestehen: ein Zuhörer, ein offener Mensch, keineswegs nur der strikte Hardliner, als der er sich im Innenministerium gab. Einer, der auch über die engen Parteigrenzen hinaus mit Menschen ins Gespräch kommt. Über Handschlagqualität verfügt. Wenn er diese Qualitäten ins Kanzleramt mitnimmt, seine militärisch-polizeiliche Attitüde ablegt, zum verbindlichen und verbindenden Staatsmann wird - dann kann er die Erwartungen übertreffen. Wenn es Nehammer so gelingt, Gräben zuzuschütten und die aktuell aufgeheizte Stimmung zu beruhigen - dann hat er, dann hat das Land gewonnen.
Einen schönen Tag!
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