Krone Feierabend

Aufstand der Wiener Wirte

Einen guten Mittwochabend.

Der letzte Spritzer vor dem Lockdown im beliebten Währinger Beisl brachte unlängst erstaunliche Erkenntnisse. Der freundlich-phlegmatisch angehauchte Wirt formulierte es so: „Na jo, solange die Regierung die Ausfallskosten bezahlt, was soll mir Schlimmeres passieren?“ Die Aussage bringt zum Nachdenken, als wir das „Warum“ erforschen wollten: „Na jo“, meinte der immer noch sanft schauende Wirt: „Die Fixkosten sind bezahlt, der schwankende Umsatz, weil eh weniger Leute unterwegs sind, wohl auch. Also was soll`s?“

 So wie es unser Wirt sieht, so muss es aber nicht überall sein. Spätestens seit der Nicht-Perspektive, die die Regierung den Gastronomen jeden Tag aufs Neue gibt: „Wir müssen jetzt wissen, ob wir am 26. Dezember Gäste empfangen können oder nicht“, wettert Spitzengastronom Attila Dogudan. Jeder Tag später sei ein zusätzliches Drama. Und Sacher-Chef Matthias Winkler meint zur „Krone“: „Bei einem Hotel-Kongress haben die Schweizer über die Österreicher geschmunzelt und gesagt: Macht ruhig nur so weiter, wir freuen uns über viele neue Gäste.“ Kopfschütteln herrscht bei den Wiener Gastronomen vor allem darüber, dass es in der Gastronomie und Hotellerie auch für Geimpfte keine Öffnung vor Weihnachten in Österreich geben soll. Dogudan: „Hotels brauchen die Sicherheit, ab dem 26. Dezember voll öffnen zu können. Das Buchungsverhalten in der nächsten Woche wird zeigen, ob die Gäste Vertrauen in die Regelungen in Österreich haben. Und wenn die Leute ins Hotel kommen, so werden sie auch in den Restaurants dort unter Einhaltung der Sicherheitsregeln gefahrlos essen können.“ Sacher-Chef Matthias Winkler sagt dazu: „Das Schlimmste ist die Unsicherheit. Wir haben 500 Beschäftigte, die noch nicht wissen, wann es wieder weitergeht.“

Studien hätten gezeigt, so Edel-Gastronom Mario Plachutta, „dass die Ansteckungsgefahr in den Lokalen sehr gering ist, weil genau kontrolliert wird und  alle geimpft sind.“  Zur Vorsicht wird jedoch bei einem Barbetrieb gemahnt: „Im Stehen etwas verabreichen, das geht nicht, die Erfahrung zeigt, dass da die Leute zu locker werden.“ Für  den Wiener Gastronom Robert Huth, der mehrere Lokale betreibt, sei auch ein Geschäft mit früherer Sperrstunde und 2-G-Regel sei besser als keines. Bei ihm sind 99 Prozent der Mitarbeiter geimpft. Wer als Gast ins Lokal will, muss seinen Grünen Pass scannen lassen, Kellner tragen Masken. „Wir sind bei der Sicherheit dem Handel voraus“, so Huth.

Doch egal, wie laut Gastronomie und Hotellerie nach Klarheit rufen: Eine Entscheidung, wie es nach dem Lockdown-Ende am 12. Dezember weitergeht, will die Regierung erst Mitte nächster Woche treffen. Unser Währinger Wirt wird es hoffentlich weiter locker sehen, der Großteil seiner Berufskollegen wahrscheinlich schon längst nicht mehr...

 Einen schönen Feierabend, so Sie einen haben.  

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