Der Film „Bis auf Weiteres unsterblich“ (20.15 Uhr, ORF 1) ist eine Ode an den Austropop und stellt die einzigartige Karriere der 80-jährigen Genre-Ikone Marianne Mendt ins Zentrum. Sie spielt sich dabei selbst und glänzt neben Katharina Straßer, Mara Romei und Newcomer Felix Pöchhacker. Im „Krone“-Talk gibt sie nähere Einblicke in ihr aufregendes Leben.
„Krone“: Frau Mendt, der Film „Bis auf Weiteres unsterblich“ sollte ursprünglich eine Art Biopic über Sie und Ihr Leben werden. Nun ist es ein generationsübergreifender Episodenfilm, in dem Ihre Geschichte ein Teil davon ist. Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden?
Marianne Mendt: Es ist so wie es ist und es wird hoffentlich gut sein, ich habe den fertigen Film vorab noch gar nicht gesehen. Alle Beteiligten waren bei der Produktion sehr glücklich und so soll das auch sein. Wäre es ein Film über mich geworden, hätte ich selbst gar nicht mitgespielt.
Man hat Sie das letzte Mal vor fünf Jahren in einem Fernsehfilm gesehen …
Dafür war es mit „Vier Saiten“ der letzte Film mit Otto Schenk und ich bin sehr froh darüber, dass ich dort dabei sein durfte. Ein wundervolles Projekt über einen Cello-Lehrer, auch dort war Musik ein wichtiger Bestandteil des Films.
In „Bis auf Weiteres unsterblich“ spielen Sie sich das erste Mal selbst. Wie hat sich das angefühlt?
Das habe ich vorher überhaupt noch nie gemacht und ist eigentlich viel schwieriger, als in eine Rolle zu schlüpfen. Ich habe offen aus meinem Leben erzählt und hatte keine Ahnung, was die Regie davon drinnen gelassen und was sie rausgeschnitten hat. Dazu habe ich die Geschichte meines Lebens weitererzählen müssen, weil die Story sonst nicht zu tragen gewesen wäre. Kathi Straßer und Mara Romei haben ihre Rollen gespielt und ich war einfach ich. Da stellte sich schon oft die Frage, wie kriegen wir die Kurve, dass das alles zusammenpasst.
Hat es sich für Sie natürlich angefühlt, sich selbst zu spielen?
Zum Teil. Es war manchmal sonderbar, aber ich bin gut reingewachsen.
Der Film ist sehr berührend und das Ensemble scheint gut eingespielt gewesen zu sein. Hatten sie alle am Set eine besonders gute Zeit?
Wir hatten wirklich sehr viel Spaß, die Mädels waren entzückend. Kathi kenne ich schon länger und Mara ist eine ganz liebe Maus, die sich auf der Bühne und vor der Kamera irrsinnig wohlfühlt. Man merkt sofort, dass das ihr Leben ist. Regisseur Hans Hofer ist ein besonders netter und sanfter Mensch und entschuldigte sich fast, wenn er Anweisungen gab – wirklich lieb. Die Dreharbeiten sind ja schon ein bisschen her, aber ich habe nur gute Erinnerungen daran.
Wie wichtig ist es, wenn man sich in einem Team besonders wohlfühlt?
Wenn ich bei einem Projekt dabei bin, dann sorge ich schon dafür, dass die Stimmung gut ist. Wenn irgendjemand herumschreit oder streiten will, dann wird er von mir bugsiert. Das war schon früher so, aber jetzt mit 80 kann ich mir das vorbehaltlos erlauben. Ich habe es nie leiden können, wenn jemand laut geworden ist und sich so Gehör schaffen möchte, das geht gar nicht. Bei mir muss es menscheln und wenn es menschelt, dann fühle ich mich wohl. Und dann fühlen sich auch die anderen wohl.
Waren die Dreharbeiten für Sie eine nostalgische Reise in Ihre eigene Vergangenheit?
Auf jeden Fall, denn ich erzähle im Film viel über mein Leben und damit einhergehend auch über die Anfänge. Durch all die Interviews, die ich über die Jahre geben musste, bin ich es aber gewohnt, über mein Leben zu erzählen. Die Frage, wie alles begonnen hat, ist mir sehr geläufig. Gesungen habe ich ja schon in der Wiege, die „Glock’n“ war dann der große Beginn meiner Karriere.
Haben Sie, wie im Film zu sehen, auch im echten Leben Gesangsunterricht gegeben?
Nein, ich gebe keine Unterrichte, nur Anweisungen. Ich habe im Jazz bei der Nachwuchsförderung 17 Jahre lang Tipps gegeben, aber das war nie Unterricht im eigentlichen Sinne. Ich bin überhaupt der Meinung, dieses Handwerk müssen die Menschen selber lernen. Begabung und eine gewisse Musikalität sind großartig, aber für das Handwerk muss man etwas tun. Ich bin das beste Beispiel dafür, dass man so etwas wirklich bis zum Lebensende machen kann.
Im Film gibt es auch eine Szene, wo man Sie auf der Bühne beim Singen sieht. Ich finde es sehr schön, dass auch Ihre Jazz-Leidenschaft zentriert wird.
Mir war wichtig, dass ich in dieser Szene live singe und die Band live spielt. Halb- oder Vollplayback wäre für mich keine Option gewesen. Das habe ich in meinem ganzen Berufsleben so gut wie nie gemacht, außer es war aus technischen Gründen wirklich nicht anders möglich. Wenn das Singen mein Beruf und meine Berufung sind, warum soll ich mich dann synchronisieren lassen? Die Nummer, die ich singe, wurde übrigens von Georg Danzer für mich geschrieben.
Der Film ist überhaupt eine Ode an den Austropop. Es werden sehr viele Lieder von unterschiedlichen Interpreten eingeflochten und man kriegt ein gutes Gefühl für die Bedeutung dieser Musik.
Das finde ich schön und ich bin froh, dass ich 1970 mit „Wie a Glock’n…“ eine Epoche eingeläutet habe und wir mittlerweile in den Geschichtsbüchern zu finden sind. Der Austropop ist mittlerweile in den Archiven und Museen gelandet, obwohl wir den Ausdruck gar nicht erfunden haben. Joesi Prokopetz, Wolfgang Ambros und ich waren einfach Menschen, die im Dialekt gesungen haben – der Begriff ist irgendwem erst Jahre später eingefallen.
Sie waren damals als Frau die Wegbereiterin dieser Szene. War das nicht besonders unüblich?
Schon, denn ein junges Mädchen, das moderne Musik im Dialekt singt, hat es damals nicht gegeben. Es gab den Zürcher Dialekt und das Musical „Hair“ wurde auf Wienerisch in anderen Städten aufgeführt, aber das war es schon. Erst nach uns sind so Leute wie Udo Lindenberg oder die großartige Joy Fleming draufgekommen, dass auch sie in ihrem Dialekt singen können. Sie haben mir auch gesagt, dass sie von der „Glock’n“ dazu inspiriert waren. Oder auch Lisa Fitz, die in München dann den bayrischen Dialekt sang.
War der österreichische Dialekt bei den Deutschen schon damals sehr beliebt?
Ja, weil bei uns alles ein bisschen frecher klang. Ein Hamburger Redakteur schrieb damals, wir Wiener würden viel schimpfen, aber bei uns klänge alles so niedlich.
Was löst es in Ihnen aus, wenn viele jüngere Menschen auf Sie zukommen und sagen, dass sie von Ihrer Musik inspiriert sind?
Ich habe sehr große Freude daran, dass es ihnen so gut gefällt, aber ich bin eigentlich schon sehr lange woanders unterwegs. Bei meinem Jubiläumskonzert am 1. November im Wiener Konzerthaus habe ich diese Nummern ausgepackt, aber es war auch viel Jazz dabei. Das Singen ist alterslos, man muss nur gut sein. Natürlich spiele ich auch immer die „Glock’n“. Das muss sein. Die Leute singen mit und wir alle haben eine schöne Zeit dabei.
Moderne Interpreten wie Seiler und Speer berufen sich auch auf Ihre Musik, die in Österreich die Zeiten überdauert hat. Ist das eine schöne Ehre?
Ich bin am Anfang beschimpft worden und musste mich in Wien durchkämpfen, was eine bestimmte soziale Schicht betrifft. Ich wurde immer als ordinäre Dialektsängerin bezeichnet und in besseren Häusern hat man viel Wert auf ein ordentliches Hochdeutsch gelegt. Dialekt zu sprechen, wurde vermieden.
Das ist aus heutiger Sicht fast unvorstellbar. Vor allem, weil sich Dialektmusik so großer Beliebtheit erfreut.
Es wäre in vielerlei Hinsicht auch unmusikalisch – das ist das Ausschlaggebende. Dinge, die auf Hochdeutsch kitschig klingen würden, klingen auf Wienerisch normal und schön. Im Dialekt enden viele Wörter mit einem Vokal, was sie automatisch musikalischer macht.
Was war für Sie an der Arbeit zu „Bis auf Weiteres unsterblich“ das schönste?
Dass ich Kathi Straßer noch besser kennengelernt habe und dass wir mittlerweile Freundinnen geworden sind. Und auch, dass ich Mara kennengelernt habe, die eine ganz liebe ist und von der wir noch sehr viel hören werden.
Mara Romei beweist im Film auch, dass sie sehr gut singen kann. Ist Ihnen das sofort aufgefallen?
Ich höre sofort, wenn etwas verstimmt oder aus dem Ton gefallen ist. Sie singt wirklich toll und hat sehr viel Talent.
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