In einer WhatsApp-Gruppe suchte der 55-jährige Mann aus Wels Kontakt zu einem Mädchen. Über Wochen erschlich er sich das Vertrauen des Kindes und brachte sie schließlich dazu, intime Fotos zu verschicken. Die Mutter entdeckte durch Zufall die Bilder. Am Dienstag startet der Prozess.
„Wir wollen andere Eltern warnen. Denn wir müssen unsere Kinder schützen, und wir wollen, dass die Geschichte öffentlich gemacht wird.“ Das sagen Eltern, die Schlimmes durchmachen mussten. Im Dezember des Vorjahres fiel eine Familie in Nordrhein-Westfalen (D) aus allen Wolken. Als die Mutter routinemäßig das Handy ihrer damals elfjährigen Tochter überprüfte, wurde sie stutzig. Denn nachdem sich das Mädchen dagegen gewehrt hatte – was es davor noch nie gemacht hatte -, entdeckte die Frau einen schockierenden Chatverlauf.
Vertrauen erschlichen
„Das Mädchen hat in einer öffentlich zugänglichen Gruppe jemanden kennengelernt. Er gab sich als 16-jähriger Bub aus, und die beiden tauschten dann private Nachrichten aus. Er erschlich sich über Wochen ihr Vertrauen. Am Ende gelang es ihm sogar, meine Mandantin zu überreden, ihm intime Fotos zu übermitteln“, so Kevin Rechberger, der Linzer Anwalt der Familie. Die Familie hatte, nachdem sie im Dezember die Nachrichten entdeckt hatte, die Polizei eingeschaltet. Was dann herauskam, ist schockierend: Denn der „Bub“ war nicht 16, sondern 55 Jahre alt und kommt aus dem Bezirk Wels-Land.
Angeklagter spricht von „Tippfehler“
Am Dienstag muss sich der Mann nun vor Gericht verantworten. Ihm drohen bis zu zehn Jahre Haft. „Er ist grundsätzlich geständig, spricht aber von einem Versehen – er will sich bei der Altersangabe vertippt haben“, so Anwalt Rechberger. Warum der mittlerweile 56-Jährige von der Elfjährigen auch Bilder wollte, die über Nacktaufnahmen hinaus gingen – dieser Aufforderung kam das Mädchen nicht nach -, wird er vor Gericht erklären müssen.
„Gerade in der heutigen Zeit, da Snapchat, TikTok, Instagram, WhatsApp und Co. aus dem Alltag unserer Kinder nicht mehr wegzudenken sind, ist die Sensibilisierung unserer Kinder und ein kontrollierter Umgang mit sozialen Medien umso wichtiger. Es ist nur der Aufmerksamkeit und Hartnäckigkeit der Mutter meiner Mandantin zu verdanken, dass Schlimmeres verhindert wurde“, warnt Rechberger.
„Das Böse ist immer und überall“ – was die EAV schon in den 1980er-Jahren besang, hat auch jetzt noch seine Richtigkeit. Waren es vor 40 Jahren Banküberfälle, so treiben sich jetzt viele Übeltäter im Internet und den sozialen Medien herum. Umso mehr sind es Eltern, die gefordert sind, ihre Kinder vor den drohenden Gefahren zu schützen.
Denn während unser Nachwuchs im „richtigen“ Leben oftmals in Watte gebettet wird, treiben sich junge Menschen teilweise völlig unkontrolliert in den Weiten des Internets herum und sind damit schutzlos Gaunern und Perversen ausgeliefert. Hier sind vor allem die Eltern gefragt. Sie sind es, die Kinder auf mögliche Gefahren hinweisen und Vertrauen aufbauen müssen. Und manchmal ist dann aber auch Kontrolle notwendig.
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