„Nur noch paar Tage“

Afghanischen Banken geht das Geld aus

Ausland
15.09.2021 23:00

Den afghanischen Banken gehen die Geldreserven aus. Sie könnten schon bald gezwungen sein, ihre Türen zu schließen, wenn die neue Taliban-Regierung nicht bald Geld freigebe, sagten drei mit den Vorgängen vertraute Personen am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. „Wir haben nur noch die Liquidität für ein paar Tage“, sagte eine dieser Personen, die anonym bleiben wollte. Wenn die Regierung „nicht sofort auf die Situation reagiert“, werde es zu Demonstrationen und Gewalt kommen.

Der Mangel an Bargeld gefährdet die ohnehin angeschlagene Wirtschaft des Landes. Sie ist bisher weitgehend von Hunderten von Millionen US-Dollar abhängig, die von den USA an die Zentralbank in Kabul geliefert wurden und dann über die Banken an die Afghanen gelangten.

Auszahlungslimits verhängt
Angesichts des Ansturms auf die Ersparnisse haben die Finanzhäuser bereits ihre Angebote eingeschränkt und wöchentliche Auszahlungslimits von 200 US-Dollar verhängt. Vor den Filialen bilden sich regelmäßig lange Schlangen, weil die Menschen versuchen, Geld zu bekommen. Der amtierende Gouverneur der Zentralbank versuchte zu beruhigen und erklärte auf der Website der Institution: „Die Banken sind völlig sicher.“ Dennoch wurde die Bevölkerung aufgerufen, die Landeswährung zu verwenden. Die Taliban veröffentlichten auch Bilder von Bargeld und Goldbarren, die bei ehemaligen Regierungsmitgliedern sichergestellt worden sein sollen.

Ausländische Beobachter zeichnen derweil ein düsteres Bild. „Die Liquiditätskrise hat die Versorgungsketten unterbrochen und den Geld- und Warenfluss zum Stillstand gebracht“, heißt es in einem Bericht, der davor warnt, dass die Wirtschaft um ein Drittel schrumpfen könnte, wenn die Bankenkrise falsch gehandhabt werde. „Viele Unternehmen sind nicht in der Lage, ihre Lieferanten zu bezahlen.“ Nichtregierungsorganisationen wiederum seien außerstande, die Gehälter ihrer Mitarbeiter zu bezahlen.

Hat geflohener Präsident Bargeld außer Landes gebracht?
Nach den Worten von Ajmal Ahmadi, dem ins Ausland geflohenen früheren Gouverneur der Zentralbank, sind fast die gesamten zehn Milliarden Dollar an Währungsreserven im Ausland gelagert worden. Die russische Botschaft in Kabul wiederum teilte mit, der gestürzte Präsident Ashraf Ghani sei mit vier Autos und einem Hubschrauber voller Bargeld aus dem Land geflohen und habe einen Teil des Geldes zurücklassen müssen, da es nicht mehr in den Kofferraum gepasst habe, wie die Nachrichtenagentur RIA berichtete. Ghani bestreitet, Geld genommen zu haben.

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