Tödlicher Machtkampf?

Regierungsmitglied der Taliban verschwunden

Ausland
15.09.2021 10:46

Offenbar ist schon das erste Regierungsmitglied der Taliban in Afghanistan verschwunden. Seit einer Woche wurde Vizepremier Mullah Abdul Ghani Baradar nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen. In Kabul munkelt man, dass es zu einem Konflikt zwischen Anhängern Baradars mit jenen von Innenminister Sirajuddin Haqqani gekommen sei. Gerüchte über die Ermordung des Vizepremiers werden von den Taliban jedoch dementiert.

Nach der Machtübernahme der Taliban signalisieren die radikalen Islamisten Geschlossenheit, doch in Wirklichkeit soll ein Machtkampf in den Reihen der neuen Regierung toben. Anhänger des Vizepremiers sollen mit jenen des Innenministers aneinandergeraten sein - der britische Sender BBC berichtete, dass es in der vergangenen Woche sogar zu handfesten Auseinandersetzungen der beiden Lager gekommen sei.

Ausrichtung der neuen Regierung soll zu Konflikt geführt haben
Baradar soll sich ein hitziges Wortgefecht mit Khalil ur-Rahman Haqqani, dem Onkel des Innenministers und ebenfalls im Kabinett vertreten, im Präsidentenpalast geliefert haben. Zankapfel soll die künftige Ausrichtung der neuen Regierung gewesen sein. Während Baradar einen diplomatischen Kurs mit dem Westen anstrebe, schrecke der Innenminister nicht vor militärischen Operationen zurück. Zwischen Anhängern der Politiker sei es daraufhin auch zu körperlichen Auseinandersetzungen gekommen.

Nun ist Baradar verschwunden - ein Sprecher der Islamisten wies auf Twitter bereits Berichte zurück, dass der Vizepremier bei einem Schusswechsel mit Rivalen ermordet wurde. Um dies zu untermauern, veröffentlichten die Islamisten ein Video von einem Treffen Baradars in Kandahar. Ob dies authentisch ist, konnte bislang nicht festgestellt werden. Auch der oberste Taliban-Führer Mullah Haibatullah Akhundzada war seit einer Woche nicht mehr in der Öffentlichkeit zu sehen. 

In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass die Taliban nicht gerade transparent mit dem Verbleib ihrer hochrangigen Mitglieder umgehen. Der Tod von Mullah Omar, Staatsoberhaupt während der ersten Taliban-Herrschaft und ein Mitbegründer der Organisation, wurde erst 2015 bestätigt. Da war er aber schon zwei Jahre tot - der Vorfall löste heftige gegenseitige Schuldzuweisung unter den radikalen Islamisten aus. 

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