Er führte ohne Notwendigkeit schmerzhafte Eingriffe durch und entfernte völlig grundlos Weisheitszähne und Zysten - diese und andere Vorwürfe werden von 61 Opfern gegen einen Zahnarzt aus Klagenfurt erhoben. Im Herbst startet der Monster-Prozess in Graz.
Warum der Prozess in Graz stattfinden wird, ist schnell erklärt: Die Ehefrau des Angeklagten ist Richterin in Kärnten, dadurch gilt das Klagenfurter Gericht als befangen und darf in dem Fall nicht verhandeln.
Berufsverbot seit 2018
Die Anklage der Staatsanwaltschaft, die der „Krone“ vorliegt, hat es aber in sich. 61 Patienten (weitere hundert Fälle wurden noch gar nicht angeklagt) erheben ganz massive Vorwürfe gegen den „Promi-Doc“, gegen den seit 2018 wegen Gefahr im Verzug ein Berufsverbot besteht. Der 63-Jährige soll Weisheitszähne und Zysten ohne medizinische Notwendigkeit entfernt haben. Auch schmerzhafte Kürettagen - das chirurgische Auskratzen einer entzündeten Zahnfleischtasche - führte er laut Anklage durch, und das grundlos. Teilweise auch gleich mehrere Eingriffe bei einem Patienten.
Für „Fake-Leistungen“ auch abkassiert
Neben diesen vorsätzlichen Körperverletzungen wirft die Grazer Staatsanwaltschaft dem Kärntner, für den die Unschuldsvermutung gilt, auch Betrug vor. Er soll bei den Krankenkassen für Zahnbehandlungen abkassiert haben, die er wiederum gar nicht gemacht hat. Über 50.000 Euro wurden angeklagt, der Schaden soll aber weit höher sein.
Das aufwändige Schöffen-Verfahren (Vorsitz Andreas Lenz) dürfte mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Jedes der 61 Opfer muss als eigener Fall behandelt werden. Die Verfahren gegen die über 100 weiteren mutmaßlichen Opfer ruhen noch. Im Falle einer Verurteilung könnte dann auf Graz aber schon der nächste Mega-Prozess zurollen. Gestartet wird jetzt einmal im Herbst.
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