Poolbar-Festival

„Irgendwann muss der Spuk ja vorüber sein“

Vorarlberg
21.08.2021 06:30

Das Poolbar-Festival fand heuer unter erschwerten Bedingungen statt, zu den Corona-Maßnahmen kam auch noch das miese Wetter. Umso mehr freut sich Organisator Herwig Bauer über das große Publikumsinteresse.

Vorarlbergs Freibäder mussten in diesem verregneten und viel zu kalten Sommer herbe Verluste einfahren. Wie war denn die Saison in Vorarlbergs „kulturellem Freibad“?

Stimmt, der Sommer war wettertechnisch eine Provokation. Ich habe irgendwann sogar angefangen, Screenshots der Wettervorhersagen zu machen, weil es immer um 18 Uhr angefangen hat zu schütten - also genau dann, wenn es bei uns losging. Zwei Mal mussten wir das Gelände sogar evakuieren. Wir hatten allerdings Glück, dass die Sturmwarnungen immer früh kamen und wir so rechtzeitig reagieren und die Konzerte nach hinten verlegen konnten. Erfreulich - und überraschend - war, dass die Gäste trotzdem gekommen sind. Anfangs gab es noch Anrufe, ob die Konzerte stattfinden. Es hat sich aber schnell herumgesprochen, dass wir Wetterfestigkeit einfordern. Schlussendlich hat der Regen weniger gestört als gedacht: Beim ausverkauften Konzert der Mighty Oaks etwa hatten alle Regenmäntel an und ein Lachen im Gesicht. Die Besucherzahlen lagen jedenfalls weit über jenen des Vorjahrs - was natürlich auch damit zu tun hatte, dass wir aufgrund der gefallenen Abstandsregel mit höheren Kapazitäten im Freien fahren konnten und den Pool offen hatten.

Apropos Regeln: Ihr hattet, wenn man so sagen darf, Glück und keine 2G-Regel.

Ja, mit der Begründung, dass wir eine „Zusammenkunft“ sind. Klar: Die Regelungen sind rational nicht immer nachvollziehbar, aber irgendwo muss man eben eine Trennlinie ziehen. Auch so waren die Kontrollen der 3G-Regel und die Registrierungspflicht ein Riesenaufwand.

Wann habt Ihr eigentlich gewusst, dass das Festival 2021 wieder stattfinden kann?

Da wir sogar 2020 ein Programm aufstellen konnten, sind wir immer davon ausgegangen, dass es mit dem Festival auch heuer klappen wird. Die Frage war allerdings, in welchem Umfang. Wir waren jedenfalls ziemlich perplex, als es hieß, dass die Abstandsregelung fällt. Zu dem Zeitpunkt stand die Architektur allerdings schon und es wäre sehr umständlich und aufwändig gewesen, alles zu ändern - also haben wir nur kleinere Adaptierungen vorgenommen. Auch weil viele ja nach wie vor von sich aus Abstand halten. Es war aber definitiv zu spüren, dass sich die Menschen freuen, dass endlich wieder Begegnungen stattfinden können.

Und wie lief es mit Künstler-Bookings? So ein Festival lässt sich ja nicht von heute auf morgen organisieren.

Das war ein ständiges Hin und Her. Im Herbst 2020 waren wir voller Hoffnung und haben internationale Bands für die Halle gebucht. Dann kam man mit den Impfungen doch nicht so schnell voran, es gab neue Virus-Mutationen, Reisebeschränkungen und schlussendlich blieb keiner der großen internationalen Acts übrig. Dennoch hatten wir ein abwechslungsreiches Line-Up mit Bands aus dem deutschsprachigen Raum, aber auch aus Belgien, Großbritannien, Südafrika, Nigeria, Burkina Faso und Australien. Und dass wir bei den DJs auf die Wiener Clubszene und weniger auf das in Vorarlberg Bewährte gesetzt haben, hat sich als voller Erfolg erwiesen.

Die Freiluft-Variante ist, wenn man so möchte, ein „Kind des Coronavirus“. Wird es dabei bleiben?

Wir hatten früher schon kleinere Konzerte im Freien sowie das mehrtägige Open-Air. Die aus der Not geborene Corona-Variante hat sich schlussendlich aber als große Bereicherung herausgestellt. Vieles davon werden wir auch für die Zukunft mitnehmen, allerdings wohl nicht in dieser Intensität.

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Die aus der Not geborene Corona-Variante hat sich schlussendlich aber als große Bereicherung herausgestellt. Vieles davon werden wir auch für die Zukunft mitnehmen.

Herwig Bauer

Das Poolbar-Festival unterstützt die 17 „Sustainable Development Goals“ der UNO. War Euch Nachhaltigkeit immer schon wichtig?

Na ja, wir hatten zu Beginn (Anm.: 1994 fand das Poolbar Festival zum ersten Mal statt) noch Wegwerfbecher, die wir ausgewaschen haben in der Hoffnung, sie im kommenden Jahr wieder zu verwenden. Was übrigens nicht funktioniert hat. Aber ja, wir sind uns unserer ökologischen Verantwortung seit jeher bewusst. Wir würden auch nie eine Band einzig für ein Konzert einfliegen lassen. Wobei man zugeben muss: In der Praxis gibt es noch viel Optimierungspotenzial und es läuft bei weitem nicht alles so gut, wie wir es gerne hätten. Doch wir legen Wert darauf, ein Bewusstsein für die Thematik zu schaffen.

Ebenso wichtig sind Euch Kooperationen mit regionalen Partnern - von der Kulinarik über heimische Holzbauer und Einzelfachhändlern bis zu lokalen Bands.

Was geht und Sinn macht, versuchen wir mit Partnern aus dem Land umzusetzen. Gerade im Bereich der Architektur kommt alles aus Vorarlberg. Der Holzbau ist ja generell ein tolles Beispiel dafür, wie regionale Kooperationen funktionieren können. Selbst in diesem Jahr, als der Rohstoff Holz ja aufgrund der weltweiten Nachfrage Mangelware war, hat alles bestens funktioniert. Im Übrigen sind wir hier ebenfalls nachhaltig unterwegs, denn die Möbel und Konstruktionen kommen - in meist völlig neuer Konstellation - mehrjährig zum Einsatz. Regionale Kooperationen haben für uns schlichtweg mit Sach- und Hausverstand zu tun. Und ja, auch lokale bzw. heimische Bands bekommen bei uns eine Bühne. Wobei sich hier sehr viel getan hat - zum Glück. Früher hatten österreichischen Bands fast nur Nischenstatus. Heute sind sie Headliner.

Bei vielen Veranstaltern und Gastronomen herrscht nach wie vor große Ungewissheit, wie es weitergehen wird. Wie blickt Ihr in die Zukunft?

Mit großer Zuversicht. Schlimmstenfalls müssen wir erneut auf die Innenräume verzichten. Aber das glaube ich eigentlich nicht. Irgendwann muss der Spuk ja vorüber sein. In unserem eingespielten, konstruktiven Team ziehen alle an einem Strang - und wir ziehen alle kräftig und voller Motivation. Wir stecken bereits wieder mitten in der Planung für das kommende Jahr und haben auch bereits die ersten internationalen Bands für die Halle gebucht.

ZUR PERSON

Herwig Bauer ist Mitbegründer und Geschäftsführer des Poolbar Festivals, das dieses Jahr bereits zum 28. Mal im und coronabedingt vor allem vor dem Alten Hallenbad im Feldkircher Reichenfeld über die Bühne gegangen ist. Von 9. Juli. bis 15. August 2021 kamen rund 21.500 Besucher aus dem Vier-Länder-Eck, um Festival-Kultur auf höchstem Niveau zu erleben.

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