Neue Recycling-Helden

Können Rinder unser Plastikproblem lösen?

Wissenschaft
02.08.2021 13:58

Eine halbe Tonne Hausmüll fällt pro Jahr und Kopf in Österreich an - ein Großteil davon besteht aus Plastik. Ein neu entdeckter Mikroorganismen-Mix, der im Pansen von Rindern vorkommt, könnte nun dazu beitragen, die Plastikflut zu reduzieren. Wie die österreichischen Forscher herausfanden, könnten Kühe damit zu Recycling-Helden avancieren.

Wie sich in der Studie der Universität für Bodenkultur und des Austrian Centre of Industrial Biotechnology (acib) herausstellte, kann die gesamte Flüssigkeit aus einem Rindermagen gleich drei verschiedene Polyesterarten in ihre Grundbestandteile zerlegen. Der Kunststoff macht in Österreich etwa 15 Prozent der weltweit geschätzten 26 Millionen Tonnen Plastikmüll aus.

Riesige mikrobielle Gemeinschaft
Die besagten Bakterien befinden sich im Pansen der Hausrinder, also einem der insgesamt vier Kuhmägen. Sie dienen den Tieren eigentlich dazu, gefressenes Gras, Stroh und pflanzliches Polyester aufzuspalten. „Im Pansen-Retikulum lebt eine riesige mikrobielle Gemeinschaft, die für die Verdauung der Nahrung in den Tieren verantwortlich ist“, erklärt die Umweltbiologin und Studienleiterin Doris Ribitsch.

Das große Plastikfressen
Neben dem künstlich hergestellten PET brachten die Wissenschaftler zwei biologisch abbaubare Kunststoffsorten (PBAT), die sich etwa in kompostierbaren Plastiksackerln finden, mit Pansenflüssigkeit aus einem Schlachthof in Kontakt.

Die Mikroorganismen kamen tatsächlich mit allen drei Verbindungen zurecht - und zwar in der Gemeinschaft besser als wenn nur einzelne Vertreter auf die Materialien angesetzt werden. Die herausgelösten Plastik-Bausteine werden dann getrennt und können danach neu verarbeitet werden.

Breiter Einsatz leicht vorstellbar
Die wahren Recycling-Helden sind die Kühe aber noch nicht. Man habe zwar gezeigt, dass die Herangehensweise grundsätzlich noch nicht, für einen größeren Einsatz im Recycling sei jedoch noch viel Forschungsarbeit notwendig, so die Wissenschaftler. Aber: „Aufgrund der großen Mengen an Pansen, die täglich in Schlachthöfen anfallen, wäre eine Hochskalierung leicht vorstellbar", so Ribitsch.

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