Plagiatsvorwürfe
Berlin: Guttenberg verzichtet – vorerst – auf Doktortitel
Guttenberg räumte Fehler in seiner Dissertation ein, er habe aber "zu keinem Zeitpunkt bewusst getäuscht". Sollte sich jemand dadurch verletzt fühlen, weil er nicht richtig zitiert worden sei, so tue ihm dies aufrichtig leid. Guttenberg unterstrich, dass er über seine Doktorarbeit nun nur noch mit der Universität kommunizieren wolle. Er werde die Überprüfung der Dissertation aktiv unterstützen, um festzustellen, "inwiefern darin ein wissenschaftliches - ich betone wissenschaftliches - Fehlverhalten liegen könnte". Ansonsten werde er sich weiterhin auf seine Arbeit als Verteidigungsminister konzentrieren.
Der CSU-Politiker erklärte einmal mehr, die vom ihm verfasste Dissertation sei kein Plagiat, "den Vorwurf weise ich mit allem Nachdruck von mir". Die Arbeit sei in mehreren Jahren neben seiner Tätigkeit als Abgeordneter und seinen Pflichten als Familienvater in mühevoller Kleinarbeit entstanden. "Sie enthält fraglos Fehler", räumte Guttenberg ein, über jeden einzelnen sei er selbst am unglücklichsten. Allerdings habe er zu keinem Zeitpunkt bei der Erstellung der Arbeit bewusst getäuscht oder bewusst die Urheberschaft einzelner Teile nicht kenntlich gemacht, betonte der Minister.
Guttenberg lässt nur "ausgewählte Medien" zu
Guttenberg hat bei seiner Stellungnahme zur Plagiats-Affäre übrigens einen Eklat ausgelöst. Er gab die Erklärung nur vor "ausgewählten Medien" in seinem Ministerium ab, sie war trotz entsprechender Nachfragen nicht allgemein angekündigt worden. Die gleichzeitig tagende Bundespressekonferenz, der Zusammenschluss der Korrespondenten, protestierte scharf gegen dieses Vorgehen. Guttenbergs Sprecher Steffen Moritz sagte in der Regierungs-Pressekonferenz, der Minister äußere sich "jetzt, in diesem Moment, vor einigen ausgewählten Medienvertretern, die vor dem Ministerium gewartet haben". Daraufhin verließen die meisten Journalisten demonstrativ den Saal.
Merkel zeigt "volles Vertrauen" in den Minister
ndes zeigt die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel trotz des Wirbels um die Doktorarbeit von Guttenberg "volles Vertrauen" in ihren Minister,wie am Freitag aus Regierungskreisen verlautete. Merkel hatte am späten Donnerstagabend mit Guttenberg im Kanzleramt gesprochen. Unklarheit bestand zunächst darüber, ob sie ihn gedrängt hat, sich dafür zu entschuldigen, dass er für seine Dissertation offenbar Texte anderer Autoren ohne Kennzeichnung verwendet hat. Im schlimmsten Fall kann dafür der Doktortitel aberkannt werden. Für die Opposition wäre das ein Rücktrittsgrund.
Guttenbergs Kabinettskollegen halten sich bisher mit Kommentaren zu der Affäre weitgehend zurück. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte auf die Frage, ob Guttenberg wegen der Probleme zurücktreten solle: "Ich äußere mich nicht zu Dissertationen oder Abiturzeugnissen." Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) sagte: "Die Plagiatsvorwürfe gegen den Verteidigungsminister sollten ganz in Ruhe aufgeklärt werden." Gleichzeitig warnte sie: "Aufgeregte Kommentare sollten genauso unterbleiben wie Vorverurteilungen."
Linke-Chefin Gesine Lötzsch geht von einem Rücktritt Guttenbergs aus, falls er den Doktortitel verliert: "Wer seine Dissertation gefälscht hat, indem er ohne Angabe von Quellen abgeschrieben hat, dem wird normalerweise der Doktortitel aberkannt. Und wem der Titel aberkannt wird, der ist auch als Minister nicht mehr haltbar." Ähnlich äußerte sich der SPD-Verteidigungspolitiker Rainer Arnold: "Guttenbergs Glaubwürdigkeit wäre dann völlig zerstört." Unionsfraktionsvize Günter Krings (CDU) warf der Opposition im Bundestag eine "Schmutzkampagne" vor und bezeichnete die Vorwürfe als "lächerlich".
Universität will Aufklärung binnen zwei Wochen
Die Universität Bayreuth, an der Guttenberg 2007 promoviert worden war, hat ihn aufgefordert, innerhalb von zwei Wochen zu den Plagiats-Vorwürfen Stellung zu nehmen. Universitäts-Präsident Rüdiger Bormann hatte am Donnerstag gesagt, es gebe keine Hinweise darauf, dass das Promotionsverfahren nicht ordnungsgemäß verlaufen sei. "Wir haben sehr strenge Qualitätsmaßstäbe", sagte er. Der Universitäts-Präsident geht davon aus, dass Guttenberg die von allen Doktoranden geforderte ehrenwörtliche Erklärung abgegeben hat, wonach er die Arbeit selbstständig verfasst und alle Quellen offengelegt hat. Trotzdem versicherte Bormann: "Wir nehmen die Vorwürfe sehr ernst."
In einer ersten Erklärung hatte Guttenberg am Mittwoch versichert: "Der Vorwurf, meine Doktorarbeit sei ein Plagiat, ist abstrus." Er hatte aber Fehler beim Zitieren nicht ausgeschlossen: "Ich bin gerne bereit zu prüfen, ob bei über 1.200 Fußnoten und 475 Seiten vereinzelt Fußnoten nicht oder nicht korrekt gesetzt sein sollten, und würde dies bei einer Neuauflage berücksichtigen." Der Minister hatte auch versichert, dass Mitarbeiter seines Büros nicht an der wissenschaftlichen Erarbeitung der Dissertation mitgewirkt hätten: "Die Anfertigung dieser Arbeit war meine eigene Leistung."
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