In Österreich gibt es viel zu wenige Organspender. Für viele Patienten ist das ein Todesurteil. Die Spendebereitschaft ist zuletzt deutlich gesunken, schlagen Mediziner und der Österreichische Transplantationsbeirat Alarm. Woran es liegt? Auch an Angehörigen.
Während sich in den USA jeder explizit als Organspender deklarieren muss, wenn er einem anderen Menschen damit das Leben retten möchte, gilt in Österreich die sogenannte Widerspruchsregelung. Diese bedeutet, dass potenziell jeder Organspender ist – außer, es wurde zu Lebzeiten ausdrücklich widersprochen.
Tiefststand seit dem Jahr 1986
Trotz dieser Widerspruchslösung sind die Organspendezahlen in Österreich im Vergleich zu anderen Ländern zu niedrig, um eine ausreichende Versorgung sicherzustellen. 2024 wurden an den vier Transplantationszentren in Österreich 637 Transplantationen durchgeführt, davon 579 mit Organen von Verstorbenen. Die Zahl der Lebendspenden ist von 79 auf 58 gesunken.
2023 gab es 16,6 Spenderinnen und Spender pro Million Einwohner – der absolute Tiefststand seit 1986. Die Folge: Die Wartelisten werden länger und jährlich sterben rund 60 bis 70 Patienten, weil sie nicht rechtzeitig ein Organ erhalten. Im vergangenen Jahr konnten 62 Menschen auf der Warteliste nicht rechtzeitig versorgt werden.
„Respektieren den Willen der Angehörigen“
Doch woran liegt es? „Bei Organen von Verstorbenen muss es nach dem Tod schnell gehen. Das ist für Angehörige eine Belastung. Viele können sich das in dem Moment einfach nicht vorstellen und sind dagegen. Diesen Willen respektieren wir natürlich, auch wenn es sehr schade ist“, erklärt ein Mediziner, was einer lebensrettenden Organspende nicht selten im Wege steht.
In Österreich ist die Chance, auf eine Organspende angewiesen zu sein, viermal höher als selbst zum Organspender zu werden. Aktuell warten 810 Patientinnen und Patienten auf eine Transplantation – die meisten brauchen eine Niere.
Transplantierte beweisen, was alles möglich ist
„Es ist daher sehr wichtig, sich zu Lebzeiten über Organspenden Gedanken zu machen“, appelliert Stephan Eschertzhuber. Er ist Vorsitzender des Österreichischen Transplantationsbeirats und war Teil jenes mehr als 80-köpfigen Radteams, das von Freitag bis Sonntag bei einer 310 Kilometer langen Radtour von Innsbruck nach Arco auf die besorgniserregende Entwicklung aufmerksam gemacht hat.
Die Euregio-Transplant-Tour fand heuer bereits zum 22. Mal statt. Das Besondere daran: Viele der Teilnehmer aus mehreren Ländern Europas sind Transplantierte, die dank neuem Organ wieder sportlich aktiv sein können.
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