Währung auf Rekordtief
Zahlreiche Verletzte nach Protesten im Libanon
Im Libanon kam es am Wochenende angesichts eines neuen Rekordtiefs der Landeswährung zu Protesten. 20 Demonstranten und Sicherheitskräfte wurden laut Militär bei nächtlichen Ausschreitungen in der Altstadt von Tripoli verletzt. Wütende Bürger versuchten, im Norden und im südlichen Sidon die Büros der Zentralbank zu stürmen. Auch in Beirut brodelt es.
Eine in Tripoli ansässige Hilfsorganisation, deren Krankenwagen am Samstagabend in die Altstadt geschickt wurden, berichtete von „18 Verletzten, Zivilisten und Militärangehörige, darunter vier, die ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten“. Einige seien durch Gummigeschoße, andere durch Schrapnelle einer Blendgranate verletzt worden, so ein Sprecher der Organisation der Nachrichtenagentur AFP.
Proteste auch in Beirut
Das libanesische Militär beklagte seinerseits zehn verletzte Soldaten. Eine Armeeeinheit sei von „Jugendlichen auf Motorrädern mit Schallgranaten“ beworfen worden. Menschen gehen auf die Straße, um die Abwertung der Landeswährung (Pfund) und die „schwierigen Lebensbedingungen“ anzuprangern. Auch in Beirut kam es zu kleineren Protesten, dort wurden Reifen angezündet.
Endlose Schlangen vor Tankstellen
Die staatliche Nachrichtenagentur ANI hatte am Samstag berichtet, dass es in Tripoli Dutzenden Menschen gelungen sei, in den Innenhof einer Filiale der Zentralbank einzudringen, bevor Soldaten sie aufhielten. Bei einem ähnlichen Vorfall in Sidon wurden die Demonstranten demnach von Sicherheitskräften zurückgedrängt. Hinzu kommt derzeit eine akute Treibstoffknappheit, die seit über zwei Wochen endlose Schlangen vor den Tankstellen verursacht.
Seit Explosion von Beirut keine handlungsfähiges Kabinett
Der Libanon wird seit Herbst 2019 von einer Wirtschaftskrise erschüttert, die wahrscheinlich zu den schlimmsten Finanzkrisen der Welt seit Mitte des 19. Jahrhunderts gehört. Nach der Explosionskatastrophe im Hafen von Beirut im vergangenen August war die Regierung zurückgetreten. Seitdem ist es den Parteien jedoch nicht gelungen, sich auf ein neues Kabinett zu einigen.
Das Libanesische Pfund
Das Libanesische Pfund ist seit 1997 mit einem Wert von 1507 an den Dollar gekoppelt; die schlimmste Wirtschaftskrise des Landes seit Jahrzehnten hat den Wert auf dem Schwarzmarkt aber massiv abstürzen lassen. Am Samstag berichteten Geldwechsler, dass der Schwarzmarktkurs des Pfundes bei 17.300 bis 17.500 zum Dollar lag.
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