René Benkos ehemaliger Büroleiter, der mit finanzieller Unterstützung von Sebastian Kurz im Immobilienbereich investiert, spazierte bis zuletzt in den Wiener Signa-Büros ein und aus. Nun wurde der Beratervertrag aufgelöst.
Mitte der Vorwoche berichteten „Krone“ und „News“ über die Aktivitäten von Lukas Glatz (29) im Immobilienbereich. Der ehemalige Bürochef von Finanzjongleur René Benko hat nach dem Kollaps der Signa-Gruppe im Frühjahr 2024 auch eigene unternehmerische Tätigkeiten entfaltet. Mit einer Gesellschaft namens „Calvus Brevis“, lateinisch für „Glatz(e) und Kurz.“ Der finanzielle Treibstoff dafür – ein Darlehen über 100.000 Euro – kam von der SK Beteiligungs GmbH des Sebastian Kurz, der nach seinem Ausscheiden aus der Politik ab 2022 für den Tiroler Milliardenpleitier Benko bei der Investorensuche behilflich gewesen war. Glatz, Kurz und Benko jetteten auf der Suche nach frischen Geldquellen gemeinsam im Signa-Privatflieger in den arabischen Raum.
Angestellter, Berater und Unternehmer
Die Causa „Calvus Brevis“ birgt aus mehreren Gründen Brisanz: Lukas Glatz war nämlich bis 1. Februar 2024 noch als gut bezahlter Ex-Benko-Büroleiter für die Signa Holding tätig. Danach hatte er ab März einen wohl dotierten Angestelltenvertrag bei der ebenfalls finanzmaroden Signa Development Selection AG, der bis Ende August lief. Ab dann war er als Berater für die Signa Prime Selection AG aktiv, in der die wichtigsten Signa-Immobilien in Innenstadtlagen gebündelt waren.
Im Februar und März 2024 stimmte sich Lukas Glatz mit Sebastian Kurz über die Modalitäten für „Calvus Brevis“ ab, in der offiziell nur Glatz aufscheint. Zugleich verhandelte er als Angestellter der Signa Development geplante Verkäufe der Signa Prime mit, etwa das Hotel Bauer in Venedig. Kontakt hatte er dabei zum deutschen Interessenten Christoph Schoeller, der sich für das Hotel Bauer interessiert und später über eines seiner Unternehmen den Zuschlag für den Walther Park in Bozen erhielt. Man war per Du. Und kurze Zeit später über „Calvus Brevis“ gemeinsam im Geschäft.
Denn im Oktober 2024, wenige Wochen nach dem offiziellen Start der Glatz-Beratertätigkeit für die Signa Prime, gründete das Unternehmen „Calvus Brevis“ eine Tochterfirma, an der sich zu einem Drittel eine Münchner Gesellschaft von Christoph Schoeller beteiligte. Laut Sebastian Kurz investiere „Calvus Brevis“ hauptsächlich in Studenten- und Wohnimmobilien; das habe nichts mit Signa-Immobilien oder René Benko zu tun.
Masseverwalter prüft Interessenkonflikte
Unmittelbar nach dem Bericht von „Krone“ und „News“ zog Signa-Prime-Masseverwalter Norbert Abel die Reißleine. Glatz darf in der Signa nicht länger ein und aus gehen. Es ergibt keine optimale Optik, wenn sich ein langjähriger Signa-Insider und Ex-Benko-Vertrauter wie Lukas Glatz in den Abverkauf von Signa-Immobilien involviert – und nebenbei mittlerweile mit einem möglichen Kauf-Interessenten wie Schoeller über eine gemeinsame Gesellschaft verbandelt ist.
Abel lässt über einen Sprecher ausrichten: „Der Beratervertrag mit Herrn Glatz wurde mittlerweile einvernehmlich beendet. Unabhängig davon nimmt der Insolvenzverwalter der Signa Prime Selection die aktuellen Berichte zum Anlass, die Tätigkeit des Herrn Glatz intensiv in Hinblick auf Compliance-Verstöße zu durchleuchten. Man behält sich – sollten Interessenkonflikte evident werden – vor, rechtliche Schritte in die Wege zu leiten.“
Erst Anfang Februar 2025 war bekannt geworden, dass der deutsche Familienkonzern Schoeller das Upper-West-Hochhaus in Berlin, einst Deutschland-Zentrale der Signa, für 450 Millionen Euro erworben hat.
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