Gestern Vormittag hat mein Telefon geläutet.
Eine männliche Stimme fragte, ob ich der Postler sei. Ich bejahte. Der Mann nannte höflich seinen Namen und fragte, ob ich ihm wohl ein paar Minuten zuhören würde. Ich wollte wissen, worum es geht. Er hat geantwortet: Um Sigi Wolf. Ich sagte: Schießen Sie los.
Das tat er.
„Ich bin ein Arbeiter der MAN-Werke in Steyr. Seit 20 Jahren. Ich konnte mir eine Familie leisten. Meine liebe Frau, drei Kinder. Das Leben war schön.
Ich arbeitete hart, aber der Job machte Spaß. Und ich verdiente gut. Ich fuhr in den Urlaub, meine Kinder besuchten das Gymnasium, ich kaufte meiner Angetrauten mindestens jedes Jahr zwei neue Kleider.
Ich konnte mir für mich und die Meinen sogar eine Zusatzversicherung leisten. Als ich einmal schwer erkrankte, hat sich das ausgezahlt.
Dann hieß es aus heiterem Himmel, das Werk müsse zusperren. Aus und vorbei. Bis Sigi Wolf sich meldete. Als Interessent.
Aber die Mehrheit von uns lehnte ihn ab. Fragen Sie mich nicht, weshalb. Alles schien den Bach hinunterzugehen.
Bis Donnerstag, als Sigi Wolf verkündete, er sei der neue Besitzer des MAN-Werks und würde zwei Drittel der Belegschaft behalten.
Ich gehöre dazu. Herr Sigi Wolf ist ein großer und anständiger Mann. Können Sie ihm das bitte von 1400 Arbeitern ausrichten?“
Sie sind ein großer und anständiger Mann, Herr Siegfried „Sigi“ Wolf.
Herzlich, Ihr
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