Alzheimer-Groteske

Chiracs Gedächtnis lässt rechtzeitig vor Prozess nach

Ausland
31.01.2011 09:16
Frankreichs Ex-Präsident Jacques Chirac muss sich ab 7. März wegen einer politischen Affäre aus den 1990er-Jahren vor Gericht verantworten. Nun machen in französischen Medien - angeblich von Chiracs Ehefrau gestreute - Gerüchte die Runde, der 78-Jährige könnte an Alzheimer erkrankt sein. Laut der Sonntagszeitung "Journal du Dimanche" hatte Bernadette Chirac diese Befürchtung Freunden gegenüber geäußert. Und obwohl die Gattin die Berichte als "Lügen" zurückweist, vermuten politische Beobachter, dass hinter der ganzen Sache Kalkül steckt.

"Journal du Dimanche" widmete dem Gesundheitszustand Chiracs, der bei seinen öffentlichen Auftritten in den vergangenen Wochen auffallend wackelig auf den Beinen war, gleich zwei Seiten. Chirac war von 1995 bis 2007 Präsident und hatte 2005 einen leichten Schlaganfall.

"Er hat manchmal Gedächtnisstörungen"
Im Radiosender Europe 1 bezeichnete Bernadette Chirac die Berichte als "Lügen". "Die Ärzte haben ihm gesagt, dass er nicht Alzheimer hat - und ich glaube ihnen", sagte sie am Montag. Zugleich räumte sie aber ein, dass der 78-Jährige nicht gut höre, Schwierigkeiten beim Laufen und "manchmal Gedächtnisstörungen" habe.

Letztere Aussage ließ politische Kommentatoren aufhorchen. Denn nicht zuletzt hängt es von der Fitness Chiracs ab, ob er an dem Prozess gegen ihn teilnehmen kann. Bernadette versuchte daraufhin zu beschwichtigen: Ihr Mann könne trotz erwähnter Einschränkungen "blendend" sein, betonte die ehemalige First Lady. "Er hat gesagt, dass er zu seinem Prozess gehen wird, und er wird es auch tun."

Freunden und Vertrauten Scheinjobs verschafft?
Chirac soll in seiner Zeit als Pariser Bürgermeister insgesamt 21 Scheinarbeitsverhältnisse im Rathaus für Freunde und Vertraute geschaffen haben. Sie sollen für angebliche Jobs oder Dienstleistungen bezahlt worden sein, ohne eine Gegenleistung für die Stadt erbracht zu haben. Einige von ihnen sollen stattdessen für die Neogaullisten-Partei RPR, Vorläuferin der heutigen Regierungspartei UMP, tätig gewesen sein.

Chirac, der von 1977 bis 1995 Pariser Bürgermeister war, konnte erst nach seinem Ausscheiden aus dem Präsidentenamt strafrechtlich belangt werden. Der 78-Jährige ist wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder und Vertrauensmissbrauchs angeklagt, ihm drohen in dem Verfahren bis zu zehn Jahre Haft und 150.000 Euro Strafe. Er ist der erste Ex-Präsident Frankreichs, der sich vor Gericht verantworten muss.

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