Hohe Preisunterschiede

Zug vs. Flug: Warum die Bahn (noch) teurer ist

Wirtschaft
01.06.2021 06:00

„Endlich wieder Urlaub, endlich wieder in den Süden!“, das dachte sich Eric T. aus Klagenfurt. Nach Aufhebung der strengen Ein- und Ausreisebeschränkungen stand bei dem 26-Jährigen und seiner Freundin im Juni eine kleine Reise auf dem Programm: Über das verlängerte Wochenende zu Fronleichnam sollte es nach Italien gehen - Rom.

Als umweltbewusster junger Mann plante Eric eine An- und Abreise mit dem Zug - schließlich ist die italienische Hauptstadt dank der Nightjet-Verbindung der ÖBB von Klagenfurt aus bequem über Nacht erreichbar. Abfahrt ist um Mitternacht auf dem Hauptbahnhof der Kärntner Landeshauptstadt, am nächsten Morgen wachen Reisende dann schon im Land von Pizza, Pasta und Amore auf.

Flug vs. Zug: 180 Euro Preisunterschied
Das Problem aber: Das günstigste Angebot der ÖBB kam auf rund 200 Euro pro Person in eine Richtung. Für vier Tage in Rom hätten Eric und seine Freundin also 800 Euro gezahlt - und zwar nur für den Liegewagen im Zug. Unterkunft, Sehenswürdigkeiten, die abendliche Pizza und ein italienisches Gelato nicht mitgerechnet.

Im gleichen Zeitraum gäbe es spottbillige Flüge: Für die Strecke Wien-Rom und zurück reichen schon rund 20 Euro. Solche ungleichmäßig verteilten Preise sind schwer nachzuvollziehen, bedenkt man den fortschreitenden Klimawandel und all die Bemühungen, die es in den letzten Jahren zum Stopp der drohenden Erderwärmung gegeben hat: etwa das - auch durch Berichterstattung der „Krone“ erreichte - Verbot von Plastiksackerln ...

Warum die Preise „so utopisch hoch“ sind, erklärt ÖBB-Sprecher Bernhard Rieder: „In Italien gibt es eine Corona-Verordnung des Gesundheitsamtes. Laut dieser dürfen Abteile nur an Reisegruppen vergeben werden, nicht an einzelne Reisende. Deshalb ist der Preis für zwei Personen hoch, er bleibt aber für vier Personen gleich.“ Während der Pandemie habe es außerdem keinerlei Preisveränderungen gegeben.

Kommt das Ende der Kurzstreckenflüge?
Nun will EU-Klimakommissar Frans Timmermans auch einen Schritt in Richtung nachhaltiges Reisen gehen: Bei Kurzstrecken innerhalb Europas soll die Bahn für Reisende künftig attraktiver werden. Erreicht werden soll das laut Timmermans aber nicht mit Verboten, sondern mit einer indirekten Erhöhung der Flugpreise: „Ich bin dafür, dass wir Kerosin so besteuern wie andere Treibstoffe.“

Es seien aber auch die Bürgerinnen und Bürger selbst gefordert mitzuhelfen: Würde sich jeder auf eine Flugreise pro Jahr beschränken, gäbe es keine Probleme - weder für das Klima noch für das Portemonnaie, so Timmermans.

Kritik kommt aus der Luftfahrt: Ein Ende der Kurzstreckenflüge bedeute eine massive Einschränkung der persönlichen Freiheit, hindere den Tourismus und dämme das Wirtschaftswachstum ein - und das nach einer so fordernden Krise wie der Corona-Pandemie Für Eric und seine Freundin ist klar: Sie machen lieber Urlaub in der Heimat - am schönen Wörthersee.

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