Erste Dame beim LASK:

„Ein Durchschnittsmädel war ich noch nie“

Oberösterreich
30.04.2021 19:00

Lisa Alzner hat keinen ganz alltäglichen Beruf: Sie ist Fußballtrainerin. Gerade stellt sie für den LASK zwei Frauen-Teams zusammen. Im „Krone“-Interview spricht sie über Fairness, Spielwitz und ihr Durchsetzungsvermögen.

„Krone“: Wann haben Sie das erste Mal Fußball gespielt?
Lisa Alzner: Ich komme aus einer fußballbegeisterten Familie. Darum habe ich schon mit sechs Jahren im Dorfverein zu spielen begonnen. Ich war dann in der Salzburg-Auswahl, mit 14 bin ich zur ersten Frauenmannschaft beim FC Bergheim gekommen. Ich besuchte die ÖFB-Frauenakademie und wechselte zu Union Kleinmünchen. So bin ich nach Oberösterreich gekommen.

Mit dem FC Bergheim und mit Union Kleinmünchen spielten Sie in der Bundesliga. Ihre Stärke am Feld?
Ganz klar Laufbereitschaft, Taktikverständnis, Kampfgeist und auch Spielintelligenz.

Ihr größter persönlicher Sieg als Spielerin?
Ich kämpfte mich nach einer langwierigen Knieverletzung zurück ins U19-Nationalteam und habe Einsatzminuten in Länderspielen bekommen.

Sie beendeten vor vier Jahren Ihre aktive Karriere. War es für Sie eigentlich immer klar, Trainerin zu werden? Andere steigen aus...
Ich hörte verletzungsbedingt auf. Aber es war für mich klar, dass ich im Fußball bleibe. Er ist meine Leidenschaft, ich liebe diesen Sport. Ich war über drei Jahre im Frauenfußballzentrum Oberösterreich als Trainerin aktiv und trainiere seit eineinhalb Jahren die oberösterreichische U14-Mädchen-Landesauswahl.

Sie haben ja schon sehr viel Erfahrung in Mädchen- und Frauenfußball.
Und jetzt ist der LASK auf mich zugekommen.

Was bedeutet das, wenn der LASK auf einen zukommt?
Ich finde es super, wenn so ein namhafter Verein auch ein Frauenfußballprojekt startet. Natürlich ist es für mich eine Herausforderung und auch eine Chance, Ideen einzubringen.

Könnten Sie das Projekt genauer beschreiben?
Der LASK startet ab Juli mit einer Frauenfußballabteilung. Wir beginnen mit zwei Mannschaften. Wir wollen Strukturen schaffen, dass Frauen und Mädchen beim LASK Fußball auf hohem Niveau spielen können.

Jetzt laufen sicher schon die Vorbereitungen.
Wir stellen gerade für beide Teams den Kader zusammen. Wir starten mit einer Kampfmannschaft.

In welcher Liga?
Der Plan ist, in der Oberösterreich-Liga zu starten, das ist die dritthöchste Spielklasse. Und wir bauen zusätzlich eine U16-Mädchenmannschaft auf, die am U14-Burschenbewerb teilnehmen wird.

Wann ist das erste Spiel?
Wir wollen noch in diesem Sommer in die Meisterschaft einsteigen. Wann genau die Saison startet, hängt natürlich von der Entwicklung der Corona-Pandemie und von den behördlichen Bestimmungen ab.

Wie suchen Sie Talente für Ihre Mannschaften aus?
Man kann Talent nicht pauschal an einem Kriterium festmachen. Ich sehe es so: Ein Talent kennt seine oder ihre Stärken. Wo genau diese Stärken liegen, ist fast nebensächlich. Manche sind in der Technik stark, andere in der Taktik. Es gibt Arbeitstiere, die konditionell mehr als andere an ihre Grenzen gehen. Entscheidend ist aber, was die Spielerin aus ihrer Stärke macht.

Kann man Männer- und Frauenfußball vergleichen?
In mancher Hinsicht eher nicht. Die Leistung ist zwar an sich keine andere. Jede und jeder gibt sein Bestes. Aber Frauen haben einen anderen Körperbau und andere anatomische Veranlagungen. Ein Frauenfußballspiel ist daher niemals so schnell wie bei den Männern. Aber es ist nachgewiesen, dass die Nettospielzeit bei Frauen länger ist, da geht es sogar um Minuten.

Gehen Frauen am Feld anders miteinander um?
Das Teamgefüge in einer Frauenmannschaft ist anders und ich behaupte sogar: Frauen spielen fairer.

Gibt es im Frauenfußball auch so astronomische Gagen wie im Weltfußball?
(Lacht) Nein, leider nicht.

Kann man als Spielerin, die in einem A-Team unserer Frauen-Bundesliga spielt, vom Fußball leben?
Nein, das geht sich nicht aus. Die meisten studieren oder arbeiten daneben. In anderen Ländern ist das vereinzelt möglich, aber selbst in der deutschen Bundesliga studieren die Mädels nebenbei oder arbeiten in Teilzeit.

Sehen Sie sich selbst als eine harte Trainerin?
Ich bin sicher streng. Ich gebe hundert Prozent und verlange das von meinen Mädels auch. Darum kommen wir gut miteinander aus. Aber dadurch, dass ich sehr jung begonnen habe, kann ich mich gut in die Spielerinnen hineinversetzen. Ich weiß einfach, was es bedeutet, in Österreich Fußballerin zu sein.

Was bedeutet es?
Man erlebt Zeiten, in denen man als einziges Mädchen im Burschenverein spielt. Eine super Erfahrung, das ist nicht negativ, mir hat das immer komplett getaugt. Ich war schon in der Schule nie das Durchschnittsmädel mit dem Durchschnittshobby. Und trotzdem muss man sein Ding machen und dem Sport treu bleiben! Man braucht aber schon Durchsetzungsvermögen, dass man zu einem Frauenverein kommt.

Ihr liebster Platz in einem Fußballstadion?
Stehend in der Coachingzone - das bin ich!

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