#brennpunkt-Talk

„Hätten härteren Manager als Anschober gebraucht“

Politik
14.04.2021 21:00

Der Rücktritt des Gesundheitsministers Rudolf Anschober (Grüne) kam wenig überraschend, aber dann doch plötzlich. Bei #brennpunkt mit Katia Wagner diskutierten mit „Krone“-Innenpolitikexpertin Doris Vettermann, „Profil“-Herausgeber Christian Rainer und „Kurier“-Chefredakteur-Stellvertreter Richard Grasl drei hochrangige Journalisten des Landes unter anderem über die Beweggründe des Ministers. Grasl möchte von einer rückwirkenden Seligsprechung nichts wissen: „Es gab viele Fehler.“ An vielen war „Anschober schuld“ - aber nicht alleine.

Rainer war über seinen Rücktritt wenig überrascht. „Die Gerüchte waren nicht neu“, vor drei Monaten seien sie das erste Mal aufgekommen und nun sei der richtige Zeitpunkt gekommen: „Anschobers Zeit war abgelaufen.“ Obwohl er durchwegs lobende Worte für den scheidenden Minister fand, hätte man „in der Pandemie einen härteren Manager gebraucht“. Insgesamt sei ein Job in der Spitzenpolitik ein hartes Los: „Die Zeiten, in denen man Minister ab Mittag nicht mehr unter 0,8 Promille angetroffen hat - die sind vorbei.“

Wegbegleiter verrät: Keine Pause und unglaublicher Druck
Auch der langjährige Wegbegleiter und grüne Klubobmann in Oberösterreich, Gottfried Hirz, hat Verständnis für Anschobers Abgang: In dieser Position gebe es keine Pause und es herrsche ein unglaublicher Druck. Er habe Anschober als einen „unglaublich fleißigen“ und sachorientierten Menschen erlebt und „größten Respekt“ vor seiner Offenheit.

Warum hat sich Anschober nicht bei der ÖVP bedankt?
Dass er sich bei seiner Abtrittsrede mit keinem Wort bei der ÖVP bedankt hat, „lässt tief in das Koalitionsklima blicken“, sagte „Krone“-Innenpolitik-Journalistin Vettermann. Das Verhältnis zum Bundeskanzler sei nicht das beste. Trotzdem geht Vettermann nicht davon aus, dass nun noch weitere Rücktritte folgen werden: „Derzeit schaut es nicht danach aus.“

„Im 1. Lockdown war Regierung am besten, danach kam Schlendrian“
Dennoch hat die Koalition nach Meinung Grasls abgebaut. „Die Regierung war im ersten Lockdown am besten“, ab dem Sommer seien dann der „Schlendrian“ und die ersten Verstimmungen zwischen Kanzler Sebastian Kurz und Anschober gekommen. Ein Grund könnte sein, dass Anschober Kurz „zu populär“ geworden sei. Seither habe sich das Verhältnis nicht erholt.

Keine Vorschusslorbeeren für neuen Minister Mückstein
Rainer war „sehr überrascht“ über die Entscheidung, den Wiener Arzt Wolfgang Mückstein als neuen Gesundheitsminister zu nominieren. In dieser Pandemie „braucht man keinen Arzt“, sondern jemanden mit Führungsstärke. Insofern habe Mückstein „keine Qualifikation für das Amt“.

Anschober als Bundespräsident?
Sowohl Vettermann als auch Grasl könnten sich ein Comeback Anschobers zur Bundespräsidentenwahl 2022 vorstellen. „Die Diskussion darüber schmeichelt ihm sicher“, sagte Vettermann. Grasl schränkte ein: „Es ist vorstellbar, aber nur, wenn Van der Bellen nicht antritt.“

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