Bauern in Sorge

Geflügelpest: Virus offenbar deutlich aggressiver

Ausland
06.04.2021 07:46

Aufgrund des massiven Ausbruchs der Geflügelpest in Deutschland musste bereits 1,8 Millionen Tiere getötet werden. Neben der Sorge um das Tierwohl sind die Geflügelhalter auch mit zunehmenden wirtschaftlichen Folgen konfrontiert. Denn im Vergleich zu den Vorjahren scheint das Virus deutlich aggressiver zu sein.

Die seit einigen Monaten in Deutschland aufgetretene Geflügelpest hat bereits größeren Schaden angerichtet als der letzte große Ausbruch 2016/2017. „Der Virus scheint diesmal deutlich aggressiver zu sein, was die Geflügelhalter sehr stark besorgt“, sagte Katharina Standke, Geschäftsführerin des Geflügelwirtschaftsverbandes Brandenburg. Bisher mussten bundesweit bereits 1,8 Millionen Stück Geflügel getötet werden, damals waren es insgesamt 1,2 Millionen.

Impfung nicht erlaubt, aber auch nicht sinnvoll
„Eine Impfung gegen den Vogelgrippen-Virus ist in Deutschland aktuell nicht erlaubt und aufgrund der Vielzahl von Subtypen auch nicht sinnvoll“, sagte Stahnke. Damit gebe es keinen dauerhaften und umfassenden Schutz vor der Seuche, nur die akribische Einhaltung von Biosicherheitsmaßnahmen. Die genauen wirtschaftlichen Folgen des Ausbruchs könnten derzeit nicht beziffert werden, sagte sie.

Je nach Haltungsform seien Landwirte unterschiedlich stark betroffen, sagte Stahnke. Den Angaben nach fallen durch den Kampf gegen die Geflügelpest zusätzliche Kosten an: für Desinfektionsmittel, Abdichtungen für Lüftungsschächten - um den Virus draußen zu lassen - Einstreu oder Tierärzte. Dazu komme noch die angeordnete Aufstallpflicht, wenn das Geflügel nicht nach draußen könne.

Geringere Erlöse für Bauern
Freilandeier dürfen nur noch innerhalb von 16 Wochen als solche verkauft werden - danach gelten sie als Eier aus Bodenhaltung. Die Bauern erzielen dann geringere Erlöse. In Brandenburg ist diese Frist nach Angaben von Stahnke seit Mitte März überschritten.

Die genauen wirtschaftlichen Folgen der Seuche könnten derzeit nicht beziffert werden, sagte die Geschäftsführerin des Verbandes. Im Land werde lediglich der Tierwert von der Tierseuchenkasse ersetzt, in die der Halter zuvor eingezahlt habe. Zusätzliche Kosten würden nicht erstattet. Im Vergleich zum letzten Ausbruch stünden den Haltern nun zahlreiche Checklisten zur Verfügung, sagte Stahnke. Die Landwirte nehmen die Geflügelpest sehr ernst und versuchten ihre Tiere durch Einhaltung verschiedener Biosicherheitsmaßnahmen zu schützen.

„So schlimm wie noch nie“
In diesem Jahr seien die Fälle von Geflügelpest so schlimm wie noch nie, schätzt Landwirt Christoph Schulz. Bislang blieb er zwar von der Geflügelpest verschont, für ihn hat die Tierseuche trotzdem gravierende Auswirkungen. Bei den Legehennen, eigentlich Freilandhühner, sei das Problem der Haltung groß. Dadurch, dass die Aufstallpflicht bestehe, steige der Stressfaktor bei den Tieren, sagte der Landwirt.

Status der Freilandhaltung in Gefahr
Er habe deshalb mobile Zelte für die Hühner eingerichtet, damit sie hinaus könnten. In etwa zehn Tagen könnte der Landwirt den Status der Freilandhaltung verlieren. Dann werde er nur noch für Eier aus Bodenhaltung bezahlt, der Erzeugerpreis sinke.

„16 Wochen Restriktionen - so langsam gehen uns die Ideen aus“, so Schulz. Für die Zukunft sei zu überlegen, ob die Freilandhaltung überhaupt mit dem Seuchenschutz vereinbar sei, gab er zu bedenken. Und von Tierwohl könne gerade nicht die Rede sein.

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