Zuhause für 12.000

Reininghaus: Der neue Stadtteil wächst rasant

Steiermark
03.04.2021 06:30

Er wächst und wächst: Mit dem Stadtteil Reinighaus bekommt Graz zweites Zentrum. Die Entwicklung schreitet derzeit rasch voran, 12.000 Menschen werden hier wohnen. Ein Baustellenrundgang mit dem Bürgermeister.

„Hier entsteht die Grazer Neustadt“, sagt Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) und deutet auf die Großbaustelle. Er hat uns zu einer Besichtigungstour eingeladen. „Im November können wir schon mit der Straßenbahn fahren.“ Wenn man, so wie wir, zu Fuß von einem Ende der Reininghausgründe zum anderen geht, ist man aktuell noch eine Weile unterwegs.

Auf dem Gelände befand sich einst eine der größten Brauereien des Habsburger-Reiches. 1944 wurde sie stillgelegt und die Produktion nach Puntigam verlegt. Es gab immer wieder Ideen für das riesige Areal. Folke Tegetthoff plante einen Freizeitpark mit einem IMAX-Kino und einer Halle in Form einer Geige. Im Zuge der Olympia-Bewerbungen wollte man dort das Olympische Dorf errichten.

Doch aus all dem wurde bekanntlich nichts. 2004 verkaufte die Brauunion die Reininghausgründe an die Firma Asset One des Wiener PR-Beraters Ernst Scholdan. Er könne sich noch genau daran erinnern, als der zum ersten Mal einen Termin bei ihm hatte, sagt Nagl: „Er hat gleich einen Film gezeigt.“ Scholdan wusste die Vision von einem modernen Stadtteil gut in Szene zu setzen - er hatte aber zu wenig finanzielles Durchhaltevermögen.

Hopfen und Malz schienen verloren
Nagl wollte, dass die Stadt den Stadtteil selbst entwickelt - doch zuerst konnte man sich trotz monatelanger Verhandlungen nicht einigen, und dann war bei einer Bürgerbefragung die Mehrheit dagegen. Eines Tages wurde bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz ein gewisser Douglas Fernando als neuer Eigentümer vorgestellt. Der kleine Mann in seinem viel zu großen Anzug wirkte wie ein Hochstapler - der Deal platzte auch. Letztlich übernahm ein Konsortium um den Immobilienentwickler Alfred Müller die Brauerei-Brache.

Die Stadt hatte bei der Planung dennoch ein Wörtchen mitzureden. Das Areal war ein Gewerbegebiet und musste umgewidmet werden. In einem Rahmenplan ist festgelegt, wo gebaut werden darf - und wo nicht. Die 16 Parzellen, Quartiere genannt, wurden schließlich an Bauträger verkauft. Diese müssen Auflagen erfüllen: Es muss einen gewissen Grünflächen-Anteil und eine Durchwegung geben, die Anzahl der Parkplätze ist beschränkt. Zudem müssen die Bauträger einen Infrastrukturbeitrag zahlen.

Aus Luftschlössern werden Wolkenkratzer
Die Luftschlösser, die man Nagl einst vorwarf zu bauen, werden jetzt Wirklichkeit. Ein Gebäude nach dem anderen wird hochgezogen. Das höchste wird 75 Meter in den Himmel ragen - und damit gleich hoch sein wie das Elisabethhochhaus. Geplant wurde es vom renommierten Grazer Architekten Hermann Eisenköck und Coop Himmelb(l)au. Er freue sich schon auf die Aussicht von der Rooftop-Bar, sagt der Stadtchef, als wir die neue Alte Poststraße entlang spazieren.

Im Zentrum des neuen Stadtteils wird ein großer Park angelegt, der Reininghauspark. Die Wasserbecken sind schon betoniert. Mit den Hochhäusern, die ihn umgeben, erinnert er ein klein wenig an den New Yorker Central Park, und eine Zeit lang wurde er ja auch so genannt. „Ab Frühjahr 2022 wird man ihn nutzen können“, kündigt Nagl an.

Altes bleibt erhalten
Einige alte Gebäude sind stehen geblieben: das Braustüberl, das auch in Zukunft gastronomisch genutzt werden soll, die alte Tennenmälzerei, die eine Art Stadtteilzentrum werden soll. „Der Kaufvertrag ist unterschriftsreif", sagt Nagl. Fix ist, dass ein Servicecenter der Stadt und die Stadtbibliothek einziehen werden. Zudem gibt es ja die Idee, dass dort ein Kulturzentrum eingerichtet wird. Das letzte Überbleibsel der Bier-Industrie auf den Reininghausgründen ist die Mälzerei der Firma Stamag. Nachdem schon um viel Geld eine moderne Filteranlage eingebaut wurde, soll jetzt auch noch die Fassade neu gestaltet werden, verrät Nagl. Und auch bei der Marienhütte gebe es Pläne, die Reininghaus-Front umzubauen. Es tut sich also viel im neuen Stadtteil...

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