Im Alter von 95 Jahren

Ehemaliger KZ-Wächter nach Deutschland ausgewiesen

Ausland
20.02.2021 16:58

Die USA haben einen ehemaligen KZ-Wächter im Alter von 95 Jahren nach Deutschland ausgewiesen. Friedrich Karl B. landete am Samstag mit einem Ambulanzflugzeug auf dem Frankfurter Flughafen, wie ein Sprecher der deutschen Bundespolizei mitteilte. Diese übergab ihn dem hessischen Landeskriminalamt.

Nach Angaben von US-Behörden hat B. gestanden, als Wachmann in einem Außenlager des Hamburger Konzentrationslagers Neuengamme nahe dem niedersächsischen Meppen Gefangene bewacht zu haben. Im Februar 2020 hatte ein Richter in den USA die Abschiebung angeordnet, im November 2020 lehnte eine Berufungsinstanz den Einwand des Betroffenen ab.

B. wurde noch am Flughafen befragt. Dabei ging es zunächst nur darum, die Aussagebereitschaft des 95-Jährigen zu klären, wie ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Celle sagte. B. habe sich grundsätzlich bereiterklärt, Fragen zu den Vorwürfen zu beantworten, wegen der Strapazen der Reise aber nicht sofort. Der Vorwurf laute auf Beihilfe zum Mord. Es liege kein Haftbefehl vor, B. sei auf freiem Fuß.

Verfahren „mangels Tatverdachts“ eingestellt
Die Generalstaatsanwaltschaft Celle hatte 2020 Ermittlungen gegen B. aufgenommen, im Dezember aber „mangels hinreichenden Tatverdachts“ wieder eingestellt. „Die eingeräumte Bewachung von Gefangenen in einem Konzentrationslager, das nicht der systematischen Tötung der Gefangenen diente, reicht als solche für einen Tatnachweis nicht aus“, hieß es damals. Die Ermittlungen in den USA hätten den Beschuldigten nicht mit einer konkreten Tötungshandlung in Verbindung gebracht.

Die Verfahrenseinstellung sei aber „nicht in Stein gemeißelt“, erklärte der Sprecher am Samstag der dpa. Wenn B. bereit sei, sich zu äußern, könne das Verfahren jederzeit wieder aufgenommen werden. Darüber werde frühestens nächste Woche entschieden.

„Kein sicherer Hafen“
Die Abschiebung von B. beweise, „dass die Vereinigten Staaten kein sicherer Hafen für diejenigen sind, die an Nazi-Verbrechen gegen die Menschlichkeit und anderen Menschenrechtsverletzungen beteiligt waren“, erklärte der amtierende US-Justizminister Monty Wilkinson am Samstag in Washington. „Wir werden niemals aufhören, diejenigen zu verfolgen, die andere verfolgen“, sagte der geschäftsführende Direktor der Einwanderungsbehörde ICE, Tae Johnson, laut Mitteilung.

Laut „Spiegel“ hatte B. viele Jahre unerkannt in den USA gelebt. Erst der Fund von Karteikarten aus der Nazi-Zeit in einem gesunkenen Schiff in der Ostsee führte die Ermittler auf seine Spur.

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