Der heimliche Verkauf von 50 Kunstwerken aus der Sammlung des Stifts Kremsmünster durch den Ex-Kustos ist noch nicht restlos geklärt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen schweren Diebstahls. Der Großteil der Bilder und Waffen dürfte an Kunsthändler verkauft worden sein. Gremialobmann Walter Freller (53) sieht bei seinen Kollegen keine Sorgfaltsvernachlässigung im Ankauf.
„Krone“: Der Großteil der Werke im Fall Kremsmünster soll an Kunsthändler veräußert worden sein. Hätten Ihre Kollegen misstrauischer sein müssen?
Walter Freller: In diesem Fall kann man absolut niemand einen Vorwurf machen. Die Herkunft war ja in keiner Weise zweifelhaft. Die Kollegen wurden vom damaligen Kustos ins Kloster gebeten. Sie sind mit ihren Firmenautos samt Aufschrift bei Tageslicht vorgefahren und haben die Werke offiziell begutachtet. Diese Ankäufe fanden also nicht etwa in einer Nacht- und Nebelaktion statt.
„Krone“: Es kamen also keine Zweifel in Bezug auf die Rechtmäßigkeit des Verkaufs auf?
Freller: Nein, die Werke wurden alle in gutem Glauben vom Kustos erworben, der außerdem noch ein Mönch ist, sodass jeder auch annehmen durfte, dass dieser Mann besonders vertrauenswürdig ist. Von einem Geistlichen würde man am Allerwenigsten befürchten, dass etwas nicht korrekt sein könnte.
„Krone“: Sie sind seit 32 Jahren Kunsthändler in Linz, wurden Ihnen in dieser Zeit auch Werke angeboten, bei denen Sie ein ungutes Gefühl bezüglich der Provenienz hatten?
Freller: Nein, denn ich handle nur mit Bildern von hoher Qualität – mittlere und schlechte interessieren mich nicht. Und solche Werke sind mittlerweile alle katalogisiert und sorgfältig archiviert, sodass sie auf Einbrecher oder Diebe keinen Reiz ausüben, weil sie ohnehin nicht verkäuflich sind. Gestohlene Kunstwerke werden bekanntlich auf der BKA-Homepage veröffentlicht – die kennt jeder.
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