Krieg um Berg-Karabach
SOS-Kinderdorf in Aserbaidschan evakuiert
Trotz zweier bereits abgeschlossener Waffenruhen gehen die Kämpfe in der Kaukasusregion Berg-Karabach in unverminderter Härte weiter und fordern immer mehr Tote - auch in der Zivilbevölkerung. Nun musste nach einem schweren Raketenangriff auf die aserbaidschanische Stadt Ganja das dortige SOS-Kinderdorf evakuiert werden.
50 Kinder und ihre Betreuerinnen seien mit Bussen aus der Gefahrenzone geholt und ins 360 Kilometer entfernte SOS-Kinderdorf Baku gebracht worden, teilte die Hilfsorganisation Freitagfrüh mit. „Die Kinder sind traumatisiert und werden von unseren Psychologen betreut“, sagte Tom Malvet, der für die SOS-Kinderdorf-Arbeit in Osteuropa und dem Nahen Osten zuständig ist. Unmittelbar in der Nähe des Kinderdorfs Ganja war es zu Raketeneinschlägen gekommen.
„Kinder haben geweint und hatten große Angst“
Eine SOS-Kinderdorf-Mutter erzählte: „Wir sind mitten in der Nacht von einer Explosion aufgewacht. Das ganze Haus hat gewackelt. Die Kinder haben geweint und hatten große Angst.“ Auch nach der Evakuierung seien die Kinder noch sehr verängstigt.
Nach Angaben von SOS-Kinderdorf sind, seit der Konflikt Ende September erneut ausgebrochen war, bereits 20.000 Kinder, Frauen und alte Menschen vertrieben und 500 Menschen getötet worden, unter ihnen auch Kinder. Krankenhäuser, Schulen, Hunderte von Häusern und Straßen seien zudem zerstört worden. Die Hilfsorganisation leite derzeit auf beiden Seiten der Grenze Nothilfe-Maßnahmen ein.
Putin: Bereits mehrere Tausend Tote im Konflikt
Russlands Präsident Wladimir Putin geht mittlerweile von einer viel höheren Todesopferzahl aus als bisher kolportiert. „Es gibt viele Verluste auf beiden Seiten“, meinte der Kremlchef am Donnerstag. Die Gesamtzahl auf beiden Seiten nähere sich bereits 5000. Die Behörden in Berg-Karabach teilten mit, dass bisher 874 Soldaten getötet worden seien. Zudem seien bereits mehr als 30 Zivilisten gestorben. Die aserbaidschanische Seite spricht von 63 getöteten Zivilisten, nennt aber weiter keine Todeszahlen für das Militär.
Putin setzt nun auch auf den Einfluss der USA zur friedlichen Lösung des Konflikts. „Ich hoffe sehr, dass unsere amerikanischen Partner gemeinsam mit uns handeln und bei der Beilegung helfen werden“, meinte der russische Staatschef. In dem Konflikt vermitteln Russland, Frankreich und die USA als sogenannte Minsk-Gruppe der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa.
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