Der Lockdown im Frühjahr hat unsere luxuriöse Lebensweise mit vielem Schnickschnack relativiert und wohl einige die Frage stellen lassen: Brauche ich das alles? Um Reduktion auf das Wichtigste geht es auch bei einer neuen Art zu wohnen: Wohnen im „Tiny House“, also in einem winzigen Haus. Die Idee stammt – woher wohl? – aus den USA und scheint sich langsam auch in Europa auszubreiten. Und auch in Tirol. „Vor fünf Jahren waren wir mit dem Wohnmobil auf der Route 66 unterwegs“, erinnert sich Monika Poberschnigg-Scheiber, „da haben wir ziemlich viele kleine Häuschen auf Anhängern gesehen. Der Gedanke ließ uns nicht mehr los.“
Entscheidung fiel nach Probewohnen am See
Die Lermooserin leitet in der Fernpassgemeinde die Zimmerei Poberschnigg in vierter Generation. „Der Betrieb war immer schon von Weihnachten bis Ostern geschlossen und ich suchte schon längst nach einer Möglichkeit der Auslastung“, sagt die Außerfernerin. Daher hat sie sich mit dem Thema intensiv beschäftigt. Nach einem „Probewohnen“ am Tegernsee stand dann fest: Wir fertigen einen Prototyp, aber im Tiroler Stil. „Bei der Reuttener Bezirksmesse 2018 war das erste Tiroler Tiny House der Renner“, schmunzelt die innovative Unternehmerin, „mittlerweile steht unser Erstlingswerk am Heiterwanger See.“
Ausnützung des Platzes innen in Perfektion
Sieben Meter lang, 2,50 Meter breit und vier Meter hoch ist das Mikrohaus, zur Besichtigung mitten in Lermoos positioniert. Das Fundament ist ein zum Verkehr zugelassener Tandem-Anhänger. Beim ersten Blick auf das Innenleben ist der Wow-Reflex unvermeidlich: Unglaublich, was in dem Mini-Zuhause untergebracht ist: Eine Zirbenstube, Kochbereich, Kühlschrank, Dusche, Kompost-WC, Schlafzimmer im „oberen Stock“ – Platzausnützung in Perfektion. Poberschnigg-Scheiber: „Auf dem Dach sind Fotovoltaikzellen, auf der Außenseite ein Stromanschluss.“ Geheizt wird mit Infrarotpaneelen oder einer Strom-Gas-Kombination. „Ich spüre, das wird ein Trend“, sagt die Hobbyjägerin. Heuer konnte man das fünfte Tiny House ausliefern, die zwei nächsten sind bereits bestellt.
Tiroler Bauordnung gilt nicht
Ein Kunde habe die rechtliche Seite mit seiner Gemeinde, die wiederum das Verwaltungsgericht kontaktierte, geklärt. Demnach gelte hier nicht die Tiroler Bauordnung, sondern das Campinggesetz. Rund 50.000 Euro seien für eine Standardvariante zu berappen. Besonderes Interesse würden Frauen über 50 zeigen. Motivation: Ballast abwerfen, Reduktion. Nicht für die Lermooserin: „Drei in einem Winter würden sich ausgehen.“ Vielleicht auch noch zu wenig, wenn sie den Sprung über die Grenzen schafft. In Bayern nämlich sind die Minihäuser hoch im Kurs, für rund die Hälfte ist es dort bereits dauerhafter Wohnsitz.
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