Debatten in Innsbruck

Begegnungszonen als grüne Verkehrsbremsen

Tirol
17.07.2020 13:48
Die dritte Fahrradstraße in Innsbruck sorgte im Gemeinderat für Debatten: „Unzumutbar“, sagt etwa die SPÖ. Die Grünen hingegen gaben einen Ausblick auf die Verkehrspolitik der nächsten Jahre: Eine Fülle neuer Begegnungszonen ist angedacht.

Innsbruck will ja Österreichs Radhauptstadt werden und die grün geführte Stadtregierung hat den Ausbau des Radwegenetzes zur Chefsache erklärt. Seit der Nationalrat am Beginn der Corona-Krise die Möglichkeit geschaffen hat, ganze Straßenzüge oder auch nur Abschnitte davon für Fußgänger und Radfahrer freizugeben, spürt die Stadt noch mehr Rückenwind.

Dritte Fahrradstraße
Zwei Fußgängerstraßen existieren bereits, eine in der Kranebitter Allee, die andere in der Gabelsbergerstraße. Seit Wochenbeginn zeigt eine Fülle von Schildern an, dass es nun auch in der Dr.-Stumpf-Straße so weit ist. Allerdings ist diese zeitlich befristet bis Herbst – solange die Tigas die Leitungen am bestehenden Radweg am Innufer erneuert.

Keine Information
Die Beschilderung sorgt für Unruhe bei so manchem Anrainer: Denn es wird befürchtet (in Innsbruck nicht zu unrecht), dass Parkplätze wegfallen. Zudem hat es die Stadt verabsäumt, die Anrainer im Vorfeld zu informieren. Von der vielfach beschworenen Bürgerbeteiligung ganz zu schweigen. „Ich bin schon verwirrt über diese Schilder. Da ich befürchte, dass meine Klienten, die überwiegend mit dem Auto kommen, nicht mehr zufahren dürfen“, erklärt Gerti Obermeier, die in der Dr.-Stumpf-Straße eine Shiatsu-Praxis betreibt.

Empört ist Buchacher (SPÖ) nach einem Lokalaugenschein. (Bild: Birbaumer Christof)
Empört ist Buchacher (SPÖ) nach einem Lokalaugenschein.

Lokaltermin der SPÖ
„Unzumutbar“: So beschreibt die Innsbrucker SPÖ nach einem Lokalaugenschein die Situation vor Ort. „Quasi in einer Nacht- und Nebelaktion wird eine Straße zur Fahrradstraße. Niemand macht sich die Mühe, vorher mit den Anrainern zu sprechen. Man hat weder eine Stellungnahme der Polizei noch der IVB eingeholt, die dort mit den Bussen durchfährt“, sagt Helmut Buchacher, Klubobmann der SPÖ Innsbruck.

Bus hinter Fahrrädern
Letzteres irritiert vor allem Stefan Gasser, Sektionsvorsitzenden der SPÖ in der Höttinger Au und selbst Busfahrer: „Man muss sich vorstellen, dass der öffentliche Personennahverkehr, der ständig um Pünktlichkeit bemüht ist, jetzt im Beinah-Schritttempo mehrere hundert Meter hinter Fahrrädern nachrollen muss. Von der Unsicherheit bei den Anrainern oder Besuchern, die mit dem Fahrzeug dort fahren, will ich erst gar nicht sprechen.“

Vize-BM Uschi Schwarzl (Grüne). (Bild: Birbaumer Christof)
Vize-BM Uschi Schwarzl (Grüne).

Radfahrer nebeneinander
Die für Verkehr zuständige Vize-Bürgermeisterin Uschi Schwarzl erklärt dazu, dass sich in der Dr.-Stumpf-Straße durch die baustellenbedingte Fahrradstraße nur für Radfahrer etwas ändere: „Sie dürfen jetzt auch nebeneinander fahren und dadurch ist das Tempo für den Pkw-Verkehr natürlich automatisch reduziert.“

Bozner Platz als Auftakt
Was grüne Verkehrspolitik sonst noch so beinhaltet, skizzierte Schwarzl am Donnerstag im Innsbrucker Gemeinderat. Dass am Bozner Platz die erste Begegnungszone Innsbrucks eingerichtet werden soll, ist bereits angekündigt. Neu ist allerdings, dass sämtliche umliegenden Straßenzüge ebenfalls Begegnungszonen werden sollen. Für die Leopoldstraße vom Wiltener Platzl bis zur Triumphpforte und in der Universitätsstraße vom MCI bis zum Congress existieren ebenfalls schon Überlegungen für derartige Verkehrsbremsen. Man darf gespannt sein, was die Wirtschaft von den Plänen hält!

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