Mob gegen Polizei

Drogenkontrolle als Auslöser für Stuttgart-Randale

Ausland
21.06.2020 16:36

Eine außer Kontrolle geratene Drogenkontrolle hat in der Nacht auf Sonntag zu den Ausschreitungen im deutschen Stuttgart geführt (siehe Video oben). Während des Einsatzes hätten sich viele Feiernde gegen die Beamten solidarisiert, teilte die Polizei mit. Junge Männer, viele von ihnen vermummt, zogen dann randalierend durch die Straßen in Richtung Schlossplatz. Ein politischer Hintergrund, der natürlich bereits eifrig in den sozialen Medien diskutiert wird, kann wohl ausgeschlossen werden.

Gegen 23.30 Uhr habe die Polizei einen 17-jährigen Deutschen wegen eines mutmaßlichen Drogendelikts kontrolliert, berichtete Polizeivizepräsident Thomas Berger am Sonntag. Sofort hätten sich 200 bis 300 Personen aus der örtlichen „Partyszene“ mit dem Jugendlichen solidarisiert und die Beamten mit Steinen und Flaschenwürfen angegriffen. Auf dem Schlossplatz sei die Gruppe dann auf 400 bis 500 Personen angewachsen. Am Morgen beruhigte sich die Lage. Berger, der seit 30 Jahren Polizist ist, sagte: „Solche Szenen hat es noch nie gegeben.“

Videos dokumentieren das Ausmaß der Gewalt
Im Internet dokumentieren zahllose Videos das Ausmaß der Gewalt. Die Krawallmacher schmeißen Pflastersteine auf vorbeifahrende Polizeiautos, schlagen Schaufenster auf der Stuttgarter Shoppingmeile ein und plündern Geschäfte. Auf einem Videoclip ist zu sehen, wie ein vermummter Mann einem knienden Polizisten mit Anlauf und mit beiden Beinen von hinten in den Rücken springt. Er stürzt, die Zuschauer johlen (siehe Tweet unten).

19 verletzte Polizisten - einer ist dienstunfähig
Die Bilanz der Polizei, die in der Nacht mit 280 Personen im Einsatz war: 24 vorläufige Festnahmen, 19 verletzte Polizisten - ein Beamter ist nun dienstunfähig -, Verwüstung in der Innenstadt. Neun Läden wurden geplündert, 40 Geschäfte beschädigt. Zwölf der Festgenommenen sind Deutsche. Sieben Personen werden dem Haftrichter vorgeführt.

Polizei bittet um Bilder und Videos der Aktionen
Die Polizei bittet nun Zeugen um Mithilfe bei den Ermittlungen - zur Aufklärung der Straftaten benötige man Bilder und Videos von den Ausschreitungen, Straftaten und mutmaßlichen Tatverdächtigen. Zur Sicherheit blieb die Polizei auch am Sonntag mit einem Großaufgebot in der Innenstadt präsent.

„Nie da gewesenen Dimension von offener Gewalt gegen Polizeibeamte“
100 Beamte aus dem Stuttgarter Umland wurden vorübergehend in die baden-württembergische Landeshauptstadt beordert, um die Lage unter Kontrolle zu bekommen. Polizeihubschrauber flogen über die Stadt. Der Stuttgarter Polizeipräsident Franz Lutz sprach von einer „nie da gewesenen Dimension von offener Gewalt gegen Polizeibeamte“ - und kündigte an, in den kommenden Wochen mit verstärkten Kräften in der Innenstadt unterwegs sein zu wollen.

Ministerpräsident: „Kriminelle Akte, die konsequent verfolgt gehören“
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann sprach am Sonntag von einem „brutalen Ausbruch von Gewalt“. „Diese Taten gegen Menschen und Sachen sind kriminelle Akte, die konsequent verfolgt und verurteilt gehören“, teilte der Grünen-Politiker mit. „Die Bilder aus der Stuttgarter Innenstadt können uns nicht kaltlassen.“ Nun müsse man die Erkenntnisse zusammentragen und mit Hochdruck klären, wer dahinterstecke.

Sondersitzung des Landtages zu den Ausschreitungen
Innenminister Thomas Strobl (CDU) kündigte an, mit der vollen Härte des Rechtsstaats gegen die Randalierer vorgehen zu wollen. „Die Ausschreitungen, die wir in der Nacht in Stuttgart erleben mussten, waren von einer in Baden-Württemberg bisher noch nie da gewesenen Qualität“, sagte Strobl. Am Polizeipräsidium Stuttgart sei eine 40-köpfige Ermittlungsgruppe eingerichtet worden, das Landeskriminalamt werde die Ermittlungen unterstützen. Strobl will den Landtag am Mittwoch in einer Sondersitzung des Innenausschusses unterrichten.

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