Autorin Natascha Gangl

„Ich übe mich in radikalem Optimismus!“

Steiermark
12.04.2020 17:00

Eigentlich hätte die steirische Dramatikerin und Autorin Natascha Gangl ein arbeitsreiches Frühjahr vor sich gehabt: neues Stück, neues Buch, neues Hörspiel. Doch nun sitzt sie im südsteirischen Klöch und übt sich in radikalem Optimismus. Mit der „Krone“ hat sie über diese Einstellung und ihr neues Buch gesprochen.

„Am Anfang war es schon ein Schock, ich habe so lange auf dieses Frühjahr hingearbeitet“, sagt Natascha Gangl über den plötzlichen Stillstand, zu dem wir alle dank des Coronavirus gezwungen wurden. Mit „Das Spiel von der Einverleibung“ ist dieser Tage ihr neues Buch erschienen, das sie nun nicht, wie geplant, präsentieren kann. Auch das Live-Hörstück zum Buch ist derzeit in der Warteschleife und ein geplantes Theaterprojekt in Stuttgart muss eventuell komplett abgesagt werden.

Nicht in Wehmut verfallen
„Aber es nutzt nichts, jetzt in Wehmut zu verfallen“, sagt sie. „Ich übe mich gerade in radikalem Optimismus. Statt mich eingesperrt zu fühlen, sehe ich die Zeit als eine Art Schreibklausur und arbeite an Texten, für die ich sonst nie Zeit hatte.“

Inspiration aus der „letzten Ecke“
Ganz ähnlich begann auch die Arbeit an ihrem neuen Buch: Auf der Frankfurter Buchmesse - „in der letzten Ecke, dort wo immer die spannendsten Bücher stehen“ - stieß die steirische Autorin auf das Werk der deutschen Surrealistin Unica Zürn (1916-1970): „Sie hatte psychische Probleme, aber anders als bei vielen Männern, wo eine derartige Krankheit den Mythos des Genies unterstreicht, hat die Krankheit bei Zürn dazu geführt, dass sie als verrückte Frau abgetan und vergessen wurde. Das hat mich geärgert“, sagt sie.

Spurensuche in ganz Europa
Also machte sie sich auf die Spuren der Autorin und besuchte viele der Orte in ganz Europa, an denen ihre Texte spielen: „Dort habe ich gemerkt, dass vieles, was in den Texten surreal wirkt, eigentlich ganz realistisch ist.“ Sie hat den Beobachtungen Zürns ihre eigenen Beobachtungen gegenüber gestellt: „Daraus ist ein Spiel mit Wahrnehmung und Autobiografie geworden - eine Begegnung über die Zeit hinweg.“

Surrealistische Bilder
Und weil Zürn auch als Zeichnerin tätig war, hat Gangl den befreundeten Künstler Toño Camuñas gebeten, ihr Buch mit seinen wunderbar surrealistischen Bildern zu gestalten. „Auf das Ergebnis bin ich echt stolz“, sagt sie. Und das Interesse daran ist trotz Corona und fehlender Lesungen recht groß: „Ich glaube die Leute haben gerade gut Zeit, sich in ein Buch zu vertiefen“, sagt sie. Und in die wunderbar sprachspielerischen, mystisch-grotesken und doch grundehrlichen Texte von Gangl kann man sich gut eingraben.

Hörspiele von Gangl
Das mit dem Buch korrespondierende Hörstück wurde noch vor dem Corona-Shutdown eingesprochen und wird gerade in Heimarbeit finalisiert. Im Juni soll es auf Ö1 zu hören sein. In der Mediathek des WDR ist bis dahin Gangls Erfolgshörspiel „Wendy Pferd Tod Mexiko“ nachzuhören.

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