Schlepper profitieren

Studie: Gleich viele Tote trotz Seenotrettung

Ausland
14.12.2019 16:06

Eine viel beachtete Studie dreier Ökonomen hat sich mit drei Fragen der Seenotrettung von Migranten im Mittelmeer beschäftigt: Wird durch private oder staatliche Hilfsschiffe die Überfahrt tatsächlich sicherer? Entsteht eine „Sogwirkung“? Und inwiefern profitieren Schlepper tatsächlich?

Die letzte dieser Fragen ist am schnellsten beantwortet: Eine gut organisierte Seenotrettung aus Europa, so die Studienautoren, ist ein Segen für kriminelle Schlepper in Afrika. Denn die Kriminellen können anstatt hochseetauglicher, halbwegs sicherer Boote für die Überfahrt völlig überladene, billige Schlauchboote einsetzen. „Sie maximieren die Anzahl zahlender Passagiere, sparen an der Qualität der Boote“, so die Studie. Sobald die Boote völlig überfüllt sind, und wenn Kurs und Abfahrtszeit feststehen, informieren die Schlepper ein Rettungsschiff, damit es das Boot aufgreifen kann, schreibt die Schweizer „NZZ“.

Am Ende des Tages sterben gleich viel Menschen
Weiters kommen die Autoren zu dem Schluss, dass die Seenotrettung kaum einen Sicherheitsgewinn bringt: Mehr Abfahrten mit mehr Flüchtlingen in heillos überladenen Booten, die nicht seetauglich sind, führen zu mehr tödlichen Kenterungen. Die teils privaten Seenotretter fischen zwar mehr Menschen aus dem Wasser - gleichzeitig ertrinken an anderer Stelle aber mehr. Ein zynisches Nullsummenspiel mit dem Leben von Flüchtlingen.

„Falsche Anreize“ für Migranten
Die Seenotrettung setzt damit laut Studie erwiesenermaßen „falsche Anreize“. Doch schafft man sie von heute auf morgen ab, nimmt man kurzfristig mehr Tote in Kauf. Und umgekehrt, so die „NZZ“, bringt ein Ausbau der Seenotrettung im Mittelmeer langfristig mehr Tote mit sich, weil mehr Menschen die gefährliche Fahrt auf sich nehmen. Erst im Sommer hatte sich die UNO dafür ausgesprochen, die Seenotrettung fortzusetzen.

Zahlreiche Tote
Das Mittelmeer gehört zu den gefährlichsten Fluchtrouten für Menschen, die nach Europa kommen wollen. Vor allem der nordafrikanische Krisenstaat Libyen ist ein Transitland für Tausende von Migranten.

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