Unruhen befürchtet

Bau von umstrittenem Hindu-Tempel genehmigt

Ausland
10.11.2019 14:20

Seit Jahrzehnten herrscht um ein von Muslimen und Hindus heilig betrachtetes Grundstück im nordindischen Ayodhya ein Konflikt. Nun hat das Oberste Gericht in der Hauptstadt Neu-Delhi zugunsten der drittgrößten Religionsgruppe der Welt entschieden. Am Standort einer zerstörten Moschee darf demnach ein Hindu-Tempel gebaut werden. Das Nachbarland Pakistan kritisierte das Urteil scharf: Die Entscheidung des Gerichts stürze die Muslime in Indien in Ungewissheit und setze sie einem „Mangel an Sicherheit und Schutz“ aus. In Indien reagierte man heftig auf diese Aussage: Pakistans „krankhafter Zwang, unsere innenpolitischen Angelegenheiten mit dem offensichtlichen Zweck, Hass zu säen, zu kommentieren“ sei „verdammenswert“.

Es ist ein Urteil, das wohl Konsequenzen haben wird - nicht nur in der 50.000-Einwohner-Stadt Ayodhya. Um für befürchtete Unruhen gewappnet zu sein, wurden die Sicherheitsvorkehrungen im ganzen Land drastisch erhöht. Bereits vor der Urteilsverkündung wurden erste Maßnahmen getroffen: Schulen blieben geschlossen, Tausende zusätzliche Einsatzkräfte wurden einberufen, Straßen nahe des Gerichtsgebäudes gesperrt. Im mehrheitlich muslimischen Aligarh wurde gar der Internetzugang gekappt und das Internet nach aufrührerischen Beiträgen durchforstet.

Kein „Sieg oder Niederlage für irgendjemanden“
Premierminister Modi appellierte an die Konfliktparteien, Ruhe zu bewahren und lobte die Justiz gleichzeitig dafür, eine seit Jahrzehnten strittige Frage „einvernehmlich“ geklärt zu haben. „Das Urteil sollte nicht als Sieg oder Niederlage für irgendjemanden betrachtet werden“.

Muslimischen Gruppen wurde im Gegenzug ein separates Stück Land übergeben, auf dem eine „prominente“ Moschee gebaut werden soll.

Hass „verdammenswert“ 
Zuvor hatte Pakistans Außenminister Shah Mehmood Qureshi das Urteil heftig kritisiert. Die Entscheidung des Gerichts stürze die Muslime in Indien in Ungewissheit und setze sie einem „Mangel an Sicherheit und Schutz“ aus. Das indische Außenministerium reagierte gleichermaßen scharf auf die Kritik aus dem Nachbarland. Pakistans „krankhafter Zwang, unsere innenpolitischen Angelegenheiten mit dem offensichtlichen Zweck, Hass zu säen, zu kommentieren“ sei „verdammenswert“.

Warnung vor neuen Konflikten
Während Hindu-Aktivisten den Entschluss des Obersten Gerichts feiern, warnen Beobachter vor neuen Konflikten zwischen der Hindu-Bevölkerung und der muslimischen Minderheit Indiens, der rund 200 Millionen Menschen angehören.

Standort als Geburtsort des Gottes Rama verehrt
Medienberichten zufolge sollen laut Gericht archäologische Beweise dafür gefunden worden sein, dass sich an dem Standort ein Bauwerk „hinduistischen Ursprungs“ befunden hatte, bevor die Moschee gebaut wurde. Hindus verehren den Ort als Geburtsort des Gottes Rama, der dort zur Welt gekommen sein soll.

Immer wieder Konflikte zwischen Hindus und Muslimen
Im Pilgerort Ayodhya im nordindischen Bundesstaat Uttar Pradesh stand eine mittelalterliche Moschee, die Hindu-Extremisten im Dezember 1992 zerstört hatten. Der Angriff löste damals schwere Zusammenstöße zwischen Hindus und Muslimen aus, bei denen mehr als 2000 Menschen getötet wurden, die meisten davon Muslime. Zwei Jahre später kam es im Bundesstaat Gujara erneut zu heftigen Ausschreitungen zwischen Muslimen und Hindus, bei denen mehr als Tausend Menschen getötet wurden.

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