Ein Ägypter lockte mehrere wohlhabende Wiener Akademiker mit der Aussicht auf ein Treffen mit einem Scheich. Dann soll der 57-Jährige sie um Unsummen betrogen haben. Im Landesgericht will auch der Sekretär des saudi-arabischen Prinzen viel Geld verloren haben.
Der Angeklagte verkörpert seine Rolle auch im Landl perfekt: Er trägt eine protzige gold-schwarze Sonnenbrille, unter dem Ärmel seines Sakkos mit großen goldenen Knöpfen blitzt eine teure Uhr hervor. „Er wurde mir vorgestellt als sehr wohlhabender Ägypter mit besten Verbindungen nach Saudi-Arabien“, schildert ein geschädigter Wiener Rechtsanwalt als Zeuge. Der 57-Jährige nahm dem Juristen laut Anklage über eine halbe Million Euro ab.
„Immer sehr geheimnisvoll“
2019 lernte er den Mann kennen – als Sekretär eines saudi-arabischen Prinzen, der dessen Finanzen verwaltete. Und der sich als besonders investitionsfreudig gezeigt habe. Denn er sollte in Kürze ein Millionenerbe von dem Scheich erhalten, den er dem Anwalt in der Hauptstadt des Königreichs auch tatsächlich vorstellte. „Es war immer sehr geheimnisvoll. Er hat es aber geschafft, durch diesen Prinzen ein glaubwürdiges Vertrauen zu schaffen“, so das Wiener Opfer im Landl.
Deals und Investments platzten
Es seien Immobiliendeals und andere Investments in die Wege geleitet worden. So habe der 57-Jährige angeblich ein Hotel kaufen wollen, um dort ein Gesundheitszentrum zu errichten. Mit einer oberösterreichischen Firma hätte man ein Geschäft mit Batterien ausgehandelt – Geld sah von dem Ägypter aber nie jemand. „Die Geschichten von ihm wurden immer abenteuerlicher“, erinnert sich der geschädigte Anwalt.
2023 sei das Lügenkonstrukt dann zusammengebrochen. Der Jurist war laut StA nicht das einzige Opfer: Auch ein Arzt und ein weiterer Akademiker hätten viel Geld verloren. „Sie haben sich durch das Auftreten des Angeklagten blenden lassen“, so die Staatsanwältin.
Keiner hat Zahlungsnachweise
Der Sekretär des Prinzen streitet den Millionenbetrug ab – er hätte nie Geld erhalten. Den Scheich habe er den Opfern aus Nettigkeit vorgestellt: „Die Leute hier mögen dieses Protzige“, erklärt der Mandant von Anwalt Harald Schuster dem Richter schulterzuckend. Verteidiger Schuster merkt außerdem an, dass keiner der mutmaßlich Geschädigten irgendwelche schriftlichen Nachweise von Zahlungen liefern könne.
Die Dokumente, die es gibt: Zig Schuldscheine mit der Unterschrift des Ägypters. „Das ist gefälscht“, ist der 57-Jährige überzeugt. Vielmehr sei er es gewesen, der den Akademikern Geld gegeben hätte. Für ein grafologisches Gutachten wird also vertagt.
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