Prozess in Salzburg

Häftling soll Mithäftling 70.000€ abgeluchst haben

Salzburg
06.08.2019 21:18

Ein Häftling, der seinen Mithäftling mit leeren Versprechungen um rund 70.000 Euro betrogen haben soll, beteuerte am Dienstag bei einem Prozess am Landesgericht Salzburg seine Unschuld. Der 66-Jährige hat seinem Zellennachbarn laut Anklage gegen Bezahlung von 8.000 Euro eine verkürzte Haftdauer versprochen und dazu ein gefälschtes Schreiben der Korruptionsstaatsanwaltschaft vorgelegt.

Staatsanwältin Elena Haslinger warf dem zehnmal, teils einschlägig vorbestraften, gebürtigen Steirer schweren gewerbsmäßigen Betrug, Nötigung und Urkundenfälschung in den Jahren 2013 bis 2017 vor. Der 66-Jährige soll dem verurteilten Drogenhändler alles Mögliche vorgegaukelt haben, um zu Geld zu kommen. So habe er dem Unternehmer und seinen Angehörigen rund 25.000 Euro für Anteile an einer Stromspeicherfirma herausgelockt, für die Sanierung einer Werkstatt 3.000 Euro und weitere 3.000 Euro für die Bezahlung eines Privatdetektivs zum Beweis, dass ihn die Lebensgefährtin betrüge.

Die Palette der Vorwürfe ist noch nicht zu Ende: Der Angeklagte habe dem Mithäftling eine venezuelanische Staatsbürgerschaft samt Führerschein und Reisepass angeraten und 4.000 Euro dafür kassiert. Er habe auch die Lebensgefährtin und die Mutter des Mithäftling finanziell geschädigt. Zudem habe der Angeklagte gedroht, er werde im Falle einer Anzeige die Firma der Freundin des Mithäftlings zerstören.

Das Geld soll der 66-Jährige unter anderem für seine Wohnungsmiete, Kaution und Begräbniskosten seiner verstorbenen Frau verwendet haben. Er hatte nach seiner letzten Verurteilung im Jahr 2014 wegen schweren gewerbsmäßigen Betruges und Veruntreuung eine zweieinhalbjährige Strafe erhalten und diese bis Juni 2016 im Gefängnis verbüßt. Dort teilte er sich die Zelle mit dem Drogenhändler.

Warum er 2018 vor einem Notar unterschrieben habe, dass er 54.300 Euro an den Unternehmer zu einem gewissen Zeitpunkt zurückzahle, wollte die Vorsitzende des Schöffensenates, Richterin Gabriele Glatz, wissen. Er habe doch gewusst, dass er 300.000 Euro Schulden habe, bis auf das Existenzminium gepfändet worden sei und nur 150 Euro im Monat zum Leben gehabt habe? „Weil ich einfach blöd bin“, meinte der Beschuldigte.

Doch die Richterin nahm ihm diese Antwort nicht so ohne weiteres ab. „Ich halte sie nicht für so dumm. Wollten sie damit eine Anzeige vermeiden?“, hakte sie nach. „Nein“, sagte der 66-Jährige. Er habe sehr wohl auch Leistungen für das Geld erbracht und in Projekte investiert, beteuerte er. Dem Gericht lagen zahlreiche Emails vor, die sich die beiden Männer geschickt hatten. „Warum haben sie ihm nicht einmal geschrieben, es muss gegenverrechnet werden?“, fragte die Richterin. „Weil es eine Vertrauensgeschichte war zwischen ihm und mir“, antwortete der Beschuldigte, der wieder in Haft ist. Sie seien 2018 in Streit geraten. „Da hat er begonnen, mich mit Dreck zu bewerfen“. Er beteuerte, „niemals im Leben“ jemanden gedroht oder genötigt zu haben.

Vermutlich wird am Dienstag noch ein Urteil gesprochen. Es werden noch einige Zeugen einvernommen.

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