Leberkäse-Sager

Wiener Fiaker: „Er hat das doch nicht so gemeint“

Wien
11.07.2019 06:00

Seit dem Ibiza-Skandal sind versteckte Kameras besonders in - jetzt ist auch ein Wiener Fiakerfahrer in die Videofalle getappt. In einer Undercover-Aktion nahmen Aktivisten einen Kutscher bei Gesprächen über dessen Tiere auf. Der Mitarbeiter teilte den angeblichen Kunden dabei offen seine Schlachtungs-Fantasien mit. Ein Kollege springt jetzt für ihn in die Bresche: „Er hat das doch nicht so gemeint.“

„Der Fahrer erzählt zum Teil haarsträubende, zum Teil schlicht besorgniserregende Geschichten“, so Vier-Pfoten-Kampagnenleiterin Martina Pluda. Ihnen wurde das Video zugespielt. Während der „Secrets of the Fiaker & Horse Carriages“-Tour stellten Tierschützer gezielte Fragen und waren über die Antworten verblüfft. Ein Beispiel gefällig? „Ein Pferd muss sich sein Futter verdienen“, erklärte ein Fahrer stolz. „Oder wir machen Leberkäse aus ihm. Es gibt keine andere Alternative. Entweder so oder so. Die Wahrheit ist brutal.“

Bemerkenswert auch seine Einschätzung zum Thema Sicherheit. Tenor: Angesichts des Innenstadtverkehrs sei es nicht immer möglich, das Pferd unter Kontrolle zu halten. „Wenn es einmal rennt, kann man nichts mehr tun“, sagt er.

„Der Fahrer liebt die Pferde“
Für Vier Pfoten, die gegen Fiaker in der Innenstadt sind, ist der Leberkäse-Ausraster des Kutschers ein gefundenes Fressen. Für die Firma eine „Frechheit“, wie Fiaker-Unternehmer Johann Paul der „Krone“ erzählt. Die Sätze seien aus dem Zusammenhang gerissen, das Video zusammengeschnitten. Paul weiter: „Der Fahrer liebt die Pferde. Er hat bloß gesagt, dass, wenn die Politik die Fiaker verbietet, die Tiere wohl als Leberkäse enden. Aber das hat er doch nicht so gemeint. Außerdem ist es verboten, unsere Pferde zu Essen zu verarbeiten.“ Denn die Vierbeiner bekommen auch Medikamente, etwa bei Grippe.

„Ich liebe meine Pferde und würde sie nie zu Leberkäse machen lassen“, sagt auch der Fiaker-Fahrer Ivan Doric selbst. „Unseren Pferden geht es gut. Ich verbringe mehr Zeit mit ihnen als mit meiner Freundin.“ Die Tiere „Max“ und „Burli“ landen also nicht zwischen Semmelhälften.

Michael Pommer, Kronen Zeitung

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