Quacksalberei

Diese YouTube-Videos können Schaden anrichten

Web
09.07.2019 10:53

„Dr. YouTube ist ein Quacksalber.“ Das zeigt eine Studie von Schweizer Dermatologen. Sie fanden heraus, dass über ein Drittel (36 Prozent) der meistgesehenen Videos zu Neurodermitis auf YouTube potentiell Schaden anrichten können.

Ekzeme, auch bekannt als Neurodermitis oder atopische Dermatitis, betreffen weltweit etwa 20 Prozent der Kinder und rund zwei Prozent der Erwachsenen. Auf YouTube finden sich Tausende Videos zu diesem Thema. Eine Studie von Dermatologen des Universitätsspitals Basel um Oberarzt Dr. Simon Müller hat die Qualität der Informationen in den 100 meistgesehenen Ekzem-bezogenen Videos auf YouTube untersucht.

Die wissenschaftliche Qualität der Videos wurde mit zwei etablierten Bewertungs-Tools evaluiert. Zusätzlich wurden die Videos in die Kategorien „nützlich“, „irreführend“ und „potentiell schädigend“ eingestuft. Die Autoren kamen zu dem Schluss, das 46 Prozent der Videos „irreführend“ sind und 36 Prozent als „potentiell schädigend“ eingestuft werden müssen.

Ungesunde Diäten, schädigende Behandlungen und „Wunderkuren“
So wurden zum Beispiel Ekzem-Patienten nicht nur ermutigt, unnötige Diäten wie etwa die Vermeidung von Milchprodukten oder Gluten einzuhalten. Es wurden auch potentiell schädigende Hautbehandlungen und Lichttherapien für den Heimgebrauch empfohlen, ohne detaillierte Informationen über die Anwendungsdauer oder mögliche Gesundheitsrisiken.

Zudem wurden konventionelle medizinische und ärztliche Ratschläge auf verschiedene Art und Weise diskreditiert und stattdessen „Wunderkuren“ versprochen. 50 Prozent der Videos stammten denn auch von Vertreibern alternativer Behandlungsmethoden und nur knapp 30 Prozent von Institutionen aus dem Gesundheitsbereich oder Universitäten.

Seher können gute nicht von schlechten Videos unterscheiden
Die Bewertungs-Tools kamen zum Schluss, dass zwei Drittel der Videos von minderwertiger oder sehr minderwertiger wissenschaftlicher Qualität. Dabei korrelierten die Bewertungen der YouTube-Seher nicht mit der wissenschaftlichen Einschätzung, was zum Schluss führt, dass die Informationssuchenden nicht in der Lage waren, guten von schlechtem wissenschaftlichen Inhalt zu unterscheiden.

„Wir lehnen Laien-Recherchen im Internet keineswegs ab, aber wir raten dringend davon ab, Entscheidungen nur aufgrund von YouTube-Videos zu treffen“, so Dr. Müller.

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