Mysterium einer Stadt: Wenn die Abendsonne die Skyline von Manhattan vergoldet und die Brooklyn Bridge nur von Lämpchenketten getragen zu schweben scheint, dann ist das Großstadtromantik pur. Und im Sommer, wenn New York fiebert und der Asphalt so weich wird, dass man seine Schritte darauf verewigt, spürt man ihn, den Häuserschweiß, wenn die omnipräsenten Klimaanlagen Kondenzwassertau versprühen. Wunderbar der Herbst, wenn sich Nebenschwaden wie zarte Gazeschleier über den Central Park legen...
Auf den Boulevards multikulturelles Brandungsstimmengewirr. Wie ein Blutkörperchen wird man durch das gigantische Kreislaufsystem der Mega-City gepumpt, bis sich der Herzschlag New Yorks auf einen überträgt. Bauwerke wie gläserne Sphinxen und Türme, die am Himmel kratzen. So wie die Träume der Menschen, die hier sind. Und wo Freiheit zum Lebensgefühl gehört, findet die Liebe Mittel und Wege.
Teil zwei der Reihe "Cities of Love"
Seit jeher ist New York Lieblingskulisse namhafter Regisseure. In dem Episodenfilm "New York, I Love You", nach "Paris, je t'aime" Teil zwei in der cinematographischen Reihe "Cities of Love" (die Städte Rio de Janeiro, Shanghai, Jerusalem und Mumbai sollen folgen), schaut eine Gruppe Filmemacher aus aller Welt erneut auf diese Stadt. Und zwar durch die Augen der Liebe in all ihren Varianten.
Filmemacher wie Fatih Akin, Allen Hughes, Shekhar Kapur, Brett Ratner und erstmals Natalie Portman schufen ihre sehr persönlichen Big-Apple-Hommagen, mit folgenden inszenatorischen Auflagen: Jede Geschichte musste mit einem New Yorker Stadtteil verknüpft sein, sie sollte von den Spielarten der Liebe erzählen, durfte nicht länger als acht Minuten dauern und musste innerhalb von zwei Tagen im Kasten sein. Ein kreativer Marathon, der nur zwei Monate Drehzeit in Anspruch nahm und mit einer Spitzen-Besetzungslist aufwartet - als da sind Andy Garcia, Natalie Portman, Orlando Bloom, Christina Ricci, Maggie Q, Ethan Hawke, Bradley Cooper, Julie Christie, Shia La Beouf, Robin Wright Penn und andere.
Seitenblicke der Liebe
New Yorker Seitenblicke also in Sachen Herzklopfen, Flirt und Liebe, angesiedelt in Chinatown, Soho, Greenwich Village, der Upper East und West Side, dem Central Park oder gar am Brighton Beach. Da verliebt sich ein junger Taschendieb in das Foto einer schönen Frau, das sich in der von ihm entwendeten Brieftasche befindet und ist fest entschlossen, nun auch das Herz der Lady zu stehlen... Da quält sich ein begabter junger Komponist mit einer Schaffenskrise und muss erst Dostojewski lesen, um die Seele der Musik und des eigenen Sehens zu begreifen... Da bandelt ein eloquenter Autor mit einer atemberaubend schönen Frau bei einer nächtlichen Freiluftzigarette an und offenbart ihr seine intimsten Wünsche... Da leiht sich ein schüchterner Teenager ein im Rollstuhl sitzendes Apothekertöchterl als Begleitung aus und erlebt sein wahres Wunder, wird doch auch in der Liebe geschauspielert...
Da wird ein One-Night-Stand zur zärtlichen Lebenszäsur und ein Wiedersehen vor einer Bar zur Erfüllung aller Sehnsüchte... Da kokettiert eine reife vereinsamte Opernsängerin mit dem Charme der Jugend in Person eines rätselhaft traurigen Hotelpagen; der indische Regisseur Shekhar Kapur inszenierte diese Begegnung auf der Grundlage eines Drehbuchs von Anthony Minghella ("Der Englische Patient")... Da flaniert ein altes New Yorker Ehepaar an seinem 63. Hochzeitstag über die Uferpromenade am Brighton Beach - und lässt des Meeres und der Liebe Wellen Revue in unnachahmlicher Weise passieren...
Wunderbarer City-Liebesreigen
"New York, I Love You" ist ein zauberhaft filmisches Gefühlspotpourri, das elf überraschende, skurrile, originelle und anrührende Kurzgeschichten mittels sorgsam choreographierter Übergangsszenen verbindet und so zu einem City-Liebesreigen wird, dem man noch stundenlang zusehen könnte.
von Christina Krisch, Kronen Zeitung
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